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Aktualisiert am 31.03.2020 - 11:10 Uhrin Aktienfonds EuropaLesedauer: 10 Minuten

Europa-Serie, Teil 1 Die besten Europa-Aktienfonds

Manche Dinge klingen im Englischen tatsächlich etwas schmissiger als im Deutschen. Zum Beispiel, wenn Fondsmanager Olgerd Eichler über „funny money“ spricht. Lustiges Geld klingt dagegen relativ sperrig. Nun muss man dazusagen, dass die Telefonkonferenz, auf der er das sagte, ohnehin auf Englisch lief – Eichler hatte also etwas sprachlichen Rückenwind.

Welches Geld er meinte? Es ging darum, dass sich US-Unternehmen im vergangenen Jahr erneut über neu ausgegebene Anleihen zu niedrigen Zinsen verschuldeten und mit dem Geld eigene Aktien am Markt zurückkauften. „Ein Drittel der Gewinn-zuwächse der 500 größten US-Unternehmen geht darauf zurück“, erklärt Eichler und gibt zu bedenken: In Europa sind die Zinsen sogar noch niedriger. „Durch die Ausgabe von Anleihen könnte man hier die Gewinne in den nächsten drei oder vier Jahren locker um 5 Prozent steigern“, meint er. Vielleicht sogar um 10 Prozent. Pro Jahr. Ziemlich lustiges Geld, das.

Eichler gehört zu jenen Fondsmanagern, die den finanziellen Rückenwind der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen Monaten zu spüren bekamen. Denn mit dem Main First Top European Ideas managt er einen europäischen Aktienfonds – einen der erfolgreichsten der vergangenen fünf Jahre.

Dieser Zeitraum bietet sich für einen Vergleich besonders an, weil er die Eurokrise umfasst. Im April 2010 startete der Euro-Rettungsschirm, Griechenland bekam seinen ersten Notkredit. Seitdem dümpelt die Wirtschaft herum, ebenso wie die Gewinne europäischer Unternehmen. Dass deren Aktienkurse trotzdem stiegen, hing damit zusammen, dass die EZB das Zinsniveau auf null senkte und damit Aktienanlagen von einer Alternative befreite. Das führte zu dem Effekt, dass die Aktienbewertungen anzogen. In solchen Fällen gibt es drei Möglichkeiten: Die Gewinne können nachziehen und die Kurse rechtfertigen, die Kurse können wieder einbrechen, oder die Bewertungen können so hoch bleiben.

Geldstrom Richtung Europa
Nun dreht sich der Wind in Richtung der ersten Möglichkeit. Der gegenüber dem Dollar eingebrochene Euro, der niedrige Ölpreis und Reformen zeigen Wirkung: Die Frühindikatoren für Europa drehen nach oben, die aus Amerika sehen dagegen nicht mehr allzu berauschend aus.

Investoren reagieren wie gewohnt schnell. Laut einer Lipper-Analyse zogen sie drei Monate hintereinander per saldo Geld aus US-Aktienfonds ab, zuletzt 18,1 Milliarden Dollar im April. In europäische Aktienfonds hingegen flossen im Februar und März durchschnittlich 5 Milliarden Dollar – pro Woche, meldet der Branchendienst EPFR. Im April lagen die Zuflüsse wohl nur leicht tiefer.

Von solchen Korrekturen einmal abgesehen, spricht vieles dafür, dass die Unternehmensgewinne in Europa demnächst schneller wachsen als in Amerika. Main-First-Manager Eichler beobachtete bereits, dass im S&P 500 Index dieses Jahr die Unternehmen bislang um 2 Prozent steigende Gewinne meldeten, im Stoxx Europe 600 sind es 7 Prozent. Zumindest bei denen, die schon gemeldet haben.
Insofern bietet es sich an, einmal die Spitzenreiter unter den europäischen Aktienfonds unter die Lupe zu nehmen. Hier fallen zwei Dinge auf. Erstens: Nebenwertefonds schneiden grundsätzlich besser ab als solche für Standardwerte. Schon die entsprechenden Indizes legen das nahe.

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