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Europäische Aktien „Das Glas ist halb voll“

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Falls dem so ist, in welche Unternehmen in Europa sollten Anleger jetzt investieren?

Unser Ansatz sieht keine zeitlich abgestimmten Investitionen vor. Stattdessen suchen wir nach Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen, mit einer starken Marktposition und denen, aus welchem Grund auch immer, der Markt vorübergehend billige Kurse zuschreibt. Die Bewertungen solcher Unternehmen werden eines Tages steigen, selbst wenn sie keine Exporteure sind.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass die Kurse steigen werden?

Die gesamte Wirtschaft wird letztendlich zulegen. Daher werden auch Unternehmen, die sich nur auf den lokalen europäischen Markt konzentrieren, gute Umsatzaussichten haben. So ein Arbitragenmarkt, der auf der Annahme beruht, wenn der Dollar schwach ist, sollte man US-Exporteure kaufen und wenn der Euro beginnt, Wert zu gewinnen, sollte man zu Exporteuren aus Europa umschalten, ist nicht ratsam. Der Grund: Es gibt kurzfristige Anleger, die versuchen, diese Themen auszunutzen. Da werden oft computerbasierte Strategien verfolgt. Das Potenzial dieser Art von Strategie geht daher schnell verloren.

Für uns zählen mehr Bewertung und Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens. Um zum Erfolg zu gelangen, muss man nach Gelegenheiten Ausschau halten, die bislang kaum jemand erkannt hat. So kauften wir zum Beispiel 2012 spanische Aktien. Zu Beginn dieses Jahres haben wir uns Unternehmen mit starkem Engagement in den Schwellenmärkten angeschaut. Timing-Überlegungen spielen dabei weniger eine Rolle. Es reicht die Überzeugung, dass es irgendwann zu einer Trendwende in den Schwellenländern kommen wird.

Deshalb kauften wir auch Aktien eines Herstellers von Bergbaumaschinen. Wir glauben, die Besorgnis über den Rückgang der Nachfrage nach Rohmaterialien aufgrund des Konjunkturrückgangs in China bietet den perfekten Zeitpunkt, um in diese Art von Geschäft zu investieren. Wir erwarten nicht die Einrichtung Dutzender neuer Bergwerke. Wir denken aber, die bestehenden Minen müssen modernisiert werden. Das ist der Grund dafür, dass wir diese Hersteller unserem Portfolio hinzugefügt haben.

Ein weiteres Beispiel für ein Unternehmen, das in Beziehung zum Schwellenmarktengagement steht, ist Ashmore. Das ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich auf Schwellenmärkte spezialisiert hat, insbesondere auf die Verwaltung von Anleihen. Die Sorge über die Zukunft der Schwellenmärkte hat offensichtlich zu Verlusten der Aktie des Unternehmens geführt. Wir sind aber zuversichtlich, dass es sich bei Schwellenmarktanleihen um eine strategische Anlageklasse handelt, für die es immer Anleger geben wird.

Warum wird Ihr Portfolio derzeit von Finanzunternehmen dominiert?

Zunächst haben wir uns gefragt, was Investoren zurzeit nicht mögen. Hier fielen uns Finanztitel auf. Mittlerweile zahlen diese Unternehmen wieder Dividenden. Versicherungen haben ohnehin nie aufhört, Geld an ihre Aktionäre auszuschütten. Das ist der Grund dafür, dass wir in unserem Portfolio Unternehmen wie Ashmore führen, aber auch die Zurich Insurance Group und die Banca Generali.

Im Bankensektor mögen wir Gesellschaften mit traditionellem Geschäftsmodell wie zum Beispiel wie zum Beispiel die Swedbank oder KBC. Diese verfügen über ein starkes Einlagengeschäft und vergeben Kredite, ohne dass sie ihre Bilanz übermäßig hebeln müssten.

Wie lange können die niedrigen Anleihezinsen dividendenstarken Aktien noch Auftrieb geben?

Wir denken, dass dieser Effekt noch für Jahre anhalten wird. Zumindest in Europa werden die Dividendenrenditen noch lange Zeit höher liegen als die Renditen lang laufender Staatsanleihen.

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