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Europäische Aktien Wieder hoch im Kurs

Michele Patrí, Portfoliomanager bei ACMBernstein
Michele Patrí, Portfoliomanager bei ACMBernstein
Nach vielen schwierigen Jahren sind europäische Aktien im internationalen Vergleich auch heute noch sehr niedrig bewertet und trotz der Rallye von 2013 ist das Langfristpotenzial europäischer Aktien weiterhin sehr beeindruckend. Dennoch bleiben kurzfristige Unsicherheitsfaktoren. Investoren sollten deshalb ihre strategische Langfristpositionierung um eine kurzfristige taktische Absicherung ergänzen.

Für aktive Manager ist das aktuelle Marktumfeld positiv. Investoren, die auf Einzelwerte und nicht auf Länder setzen, können jetzt sehr interessante Einzeltitel in allen Sektoren und Ländern finden.

Die Laune der Anleger hat sich ebenfalls deutlich verbessert. Gemessen am Laut Sentix-Index hat die europäische Anlegerstimmung den Höchststand seit fast drei Jahren erreicht. Hauptgrund dafür ist die Überzeugung, dass die schlimmste Phase der Eurokrise überstanden ist.

Eine Marktstimmung kann aber ein zweischneidiges Schwert sein – nämlich dann, wenn keine echten Verbesserungen folgen. Noch wachsen die Gewinne europäischer Unternehmen unterdurchschnittlich. Im letzten Jahr sind die Aktienkurse in Europa um 22 Prozent gestiegen, die Gewinne jedoch um 3 Prozent zurückgegangen.

Anders in den USA: Hier haben die Aktienkurse 27 Prozent zugelegt und die Gewinne 6 Prozent. Die Frage ist also, wie reagieren Investoren, falls die Realität weniger rosig erscheinen sollte?

Es gibt auch andere Risiken: Wir wissen nicht, wie die Märkte reagieren, wenn die Notenbanken ihnen die Liquidität entziehen, mit der sie auf die Finanzkrise reagiert hatten. Die Entscheidung der US-Notenbank im Dezember, die Anleihekäufe zu verringern, hat den Kursanstieg allerdings nicht gebremst. Letztlich zeigt dies aber nur, dass das große geldpolitische Experiment noch nicht vorüber ist. Niemand weiß heute wirklich, wie es enden wird.

Extrem unterschiedliche Ergebnisse

Die europäischen Märkte steigen also trotz dieser Unsicherheiten. Anleger müssen in solch einem Marktumfeld flexibel investieren und auf sehr gute und sehr schlechte Ergebnisse gleichermaßen vorbereitet sein. Also an Gewinnen partizipieren, sich jedoch nicht von einem Abschwung überraschen lassen.

Eine Möglichkeit ist daher, das Portfolio auf zyklische und defensive Titel aufzuteilen. So lässt sich das Ertragspotenzial bei einem Konjunkturaufschwung nutzen und das Portfolio zugleich gegen mögliche Schocks absichern.

Darüber hinaus könnte es sich anbieten, in stabile Unternehmen zu investieren, selbst wenn diese recht hoch bewertet erscheinen. Die Aussicht auf Wachstum sowohl in stabilen als auch in schwierigen Marktphasen rechtfertigt in unsicheren Zeiten durchaus einen Bewertungsaufschlag.

Doch selbst sehr gute Unternehmen mit Langfristpotenzial können unter kurzfristigen Markteinbrüchen leiden. Empfehlenswert könnte daher ein Overlay sein, das das Beta durch Swaps und Options absichert, also eine Verteidigungsstrategie mit dem Ziel der Verlustbegrenzung bei fallenden Märkten.

Ein solches Overlay ist nicht teuer – und wenn sich die Märkte stabilisieren, kann es sukzessive verringert werden. Die Investoren können dann im Zuge des Aufschwungs stärker am Beta des Marktes partizipieren. Ein solcher Ansatz ist nichts anderes als eine Investition mit einem Sicherheitspuffer, ähnlich einem Airbag im Auto. Hoffentlich brauchen Sie ihn nie, aber er stört auch nicht beim Fahren. Sollte es aber zum Crash kommen sind Sie froh, ihn zu haben.

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