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Europäische Aktienmärkte noch immer auf Kaufniveau

Christian Riemann von Veritas.
Christian Riemann von Veritas.
Befeuert von der Ankündigung der Europäischen Zentralbank, alles Notwendige für den Erhalt der Gemeinschaftswährung zu unternehmen, konnten die europäischen Aktienmärkte zwischen Anfang Juni und Mitte September 2012 kräftig an Wert zulegen. Ausgehend von seinem Tiefpunkt Anfang Juni verbuchte der DAX einen Kurszuwachs von 22 Prozent. Auch der EuroStoxx 50 profitierte in erheblichem Umfang von der Rhetorik der Notenbanken, die auch für eine Stimmungsaufhellung im Bankensektor sorgte. Insbesondere dank seines hohen Bankenanteils konnte der EuroStoxx 50 von seinem Tiefpunkt Anfang Juni bis Mitte September um rund 21 Prozent zulegen.

Erhebliches Aufholpotenzial


Trotz der jüngsten Kurszuwächse erscheinen die europäischen Aktienmärkte sowohl im historischen Vergleich als auch im Vergleich zu anderen etablierten Märkten noch immer günstig bewertet. Aus Angst vor der Schuldenkrise und ihren Folgen werden europäische Aktien von vielen internationalen Investoren weiter gemieden. Dadurch bieten diese Märkte erhebliches Aufholpotenzial. Während die Dividendenrendite des Euro- Stoxx 50 weit über ihrem 14-jährigen Durchschnitt liegt, bewegt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index deutlich darunter.

Auch die Anzahl der Unternehmen mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von weniger als 1 spricht eine deutliche Sprache: Wie die Grafik verdeutlicht, sind viele Unternehmen der Eurozone gemessen an dieser Bewertungskennzahl gerade im Vergleich zu den USA noch immer sehr attraktiv bewertet. Besonders hoch ist der Anteil der Unternehmen mit einem KBV von weniger als 1 unter den Unternehmen in europäischen Problemländern wie Italien und Spanien. Dabei muss ein spanisches oder italienisches Unternehmen unter einer Wirtschaftsschwäche im Euroraum nicht automatisch mehr leiden als ein deutsches Unternehmen. Selbst beim DAX 30, der in diesem Jahr schon eine außerordentlich gute Performance verzeichnet hat, liegt noch eine äußerst günstige Bewertung vor.

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Hauptgrund für diese Bewertungsunterschiede dürfte die am Markt weiter vorherrschende Skepsis im Hinblick auf die weitere Entwicklung der europäischen Staatsschuldenkrise mit ihren Folgen für die europäischen Wachstumsaussichten sein. Nicht zuletzt durch die Interventionen der Notenbanken hat sich die Lage inzwischen jedoch merklich entspannt und die Euro-Randstaaten haben sich etwas stabilisiert. Die Schaffung eines glaubwürdigen Sicherheitsnetzes für die überschuldeten Peripheriestaaten und die dort zuletzt eingeleiteten politischen Reformen könnten sich als wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer Lösung der Staatsschuldenkrise erweisen.

Die Skepsis sollte nachlassen

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eurozone auseinander bricht, erscheint inzwischen gering. Zugleich sind bei den europäischen Frühindikatoren erste Anzeichen einer Erholung zu beobachten, auf die mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zumeist auch eine Erholung des BIP-Wachstums folgt. Vor diesem Hintergrund hat auch der Euro in der letzten Zeit ordentlich an Stärke gewonnen. In einem insgesamt positiveren Marktumfeld dürfte die Angst der Anleger vor der Krise weiter nachlassen, so dass auch die Unterbewertung der europäischen Aktien noch deutlicher werden sollte. Selbst nach den jüngsten Kursgewinnen könnte dies daher noch immer ein guter Zeitpunkt sein, um sich für eine mittelfristige Normalisierung der Bewertungsrelationen an den europäischen Märkten zu positionieren.

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