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Europäische Nebenwerte Ein großes Jahr für kleine Aktien

Peter Kraus, Fondsmanager bei Berenberg: „Nebenwerte erzielen langfristig meist bessere risikoadjustierte Renditen als Standardwerte.“
Peter Kraus, Fondsmanager bei Berenberg: „Nebenwerte erzielen langfristig meist bessere risikoadjustierte Renditen als Standardwerte.“

Aktien kleiner europäischer Unternehmen haben ein großes Jahr. Bis Anfang November haben der MSCI Europe Small Cap TR Index und der MSCI Europe Micro Cap TR Index 19 respektive 20 Prozent zugelegt. Damit haben sie eine fast doppelt so hohe Wertentwicklung erzielt wie der entsprechende Large-Cap-Index mit 11 Prozent. „Das ist ein beachtlicher Unterschied“, meint Peter Kraus, ergänzt aber sogleich: „Allerdings ist eine Outperformance der Kleinen keine Besonderheit, sondern eher der Normalfall.“

Langfristig, das heißt über zehn bis 20 Jahre, gibt es grundsätzlich den Effekt, dass sich kleine Unternehmen besser entwickeln als große. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Kleinen sind flexibler und innovativer, und sie wachsen schneller. „Ein Dax-Wert hingegen kann gar nicht mehr 10 oder 15 Prozent pro Jahr organisch wachsen – zumindest nicht über mehrere Jahre“, sagt der Berenberg-Fondsmanager. Vor allem in Phasen des Aufschwungs sind das Umsatz- und Gewinnwachstum und damit die Aktienkursentwicklung bei kleinen Unternehmen höher als bei großen. Kraus: „Nur wenn eine stärkere Rezession herrscht und die Aktienmärkte abwärts laufen wie 2009, schneiden Nebenwerte schlechter ab. Solche Phasen sind in der Regel kurz und schmerzhaft.“

Doppelter Vorteil für Nebenwerte

Neben diesem strukturellen Vorteil sieht Kraus in diesem Jahr zusätzlich einen zyklischen Vorteil. Auf Indexebene sind kleine Unternehmen konjunktursensitiver als große. Denn in den Indizes für Small und Micro Caps sind Indus-triewerte und andere zyklische Sektoren relativ stark vertreten. „Dieses Jahr treffen also zwei positive Effekte aufeinander, die sich verstärken“, so Kraus. Auch fürs kommende Jahr rechnet er mit einer robusten Konjunktur, so dass sich die Gewinnsituation der Unternehmen weiter verbessern dürfte. Eine Überbewertung europäischer Aktien kann er noch nicht erkennen. Das trifft insbesondere auf Small Caps zu, die eine vorteilhafte relative Bewertung gegenüber Large Caps aufweisen.

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Hohe Diversifikation senkt Risiko

Aktien kleiner Unternehmen werden häufig mit einem höheren Risiko assoziiert. Zu Unrecht, meint Kraus: „Kleine Firmen sind nicht unbedingt risikoreicher. Im Gegenteil, sie erzielen langfristig meist bessere risikoadjustierte Renditen als Standardwerte.“ Zudem zeigen Untersuchungen, dass auf Indexebene die Volatilität bei Small Caps niedriger ist als bei Large Caps. Dieser Effekt ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Small-Cap-Index deutlich mehr Aktien umfasst und die Diversifikation höher ist. „Außerdem sind die Bilanzen der Kleinen oft besser. Die Indexunternehmen haben im Durchschnitt eine geringere Verschuldung, und in unseren beiden Fonds ist die Verschuldung sogar noch minimaler als in den Indizes“, sagt Kraus.

Auch von kurzfristigen Stimmungsschwankungen am Markt sind die Titel weniger betroffen, denn es gibt keine liquiden Futures auf die Indizes, was schnelle Über- und Untertreibungen erschwert. „Die meisten Investoren der kleinen Unternehmen agieren wie wir langfristig“, erklärt Kraus. Von Unternehmen in der Frühphase sowie von hochriskanten und unprofitablen Geschäftsmodellen hält er sich fern. „Wir investieren nur in etablierte Firmen mit nachweisbaren Erfolg, hohen Margen und guten Bilanzen. Bei vielen Gesellschaften sind die Gründer im Management beteiligt. Daher  gehen sie mit Geld anders um, als Manager in Großkonzernen.“

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