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Europäischer Aktienmarkt „Für große professionelle Anleger gibt es keine Alternative zu Aktien“

Olgerd Eichler, Portfoliomanager des Top European Ideas Fund bei MainFirst Asset Management
Olgerd Eichler, Portfoliomanager des Top European Ideas Fund bei MainFirst Asset Management
Nach seinem Tiefpunkt 2009 hat der Europäische Aktienmarkt gemessen am Stoxx Europe 600 Total Return fast 150 Prozent zugelegt. Der enorme Anstieg liegt nur zum Teil in der Tiefe des Absturzes davor begründet. Denn er ist auch das Resultat des realwirtschaftlichen Aufschwungs und der damit einhergehenden Verbesserungen der Unternehmensgewinne und Bilanzen.

Viele Unternehmen stehen heute weitaus besser da als vor der Krise, da gerade in dieser schwierigen Zeit die Kosten erheblich gesenkt wurden und die Unternehmen heute schlanker und effizienter wirtschaften als in der Vergangenheit.

Ein weiterer Grund für die starke Entwicklung der Aktienmärkte sind neben wachsenden Unternehmensgewinnen steigende Bewertungsmultiples. Vor allem diese Entwicklung bereitet manch einem Anleger die Sorge, die Aktien könnten ihr Potenzial ausgeschöpft haben. Auf Basis einer historischen Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses, ist es sicher richtig, dass die europäischen Aktienmärkte heute fair bewertet aussehen.

Allerdings ist der historische Vergleich nicht angemessen, da wir heute in einem einmaligen Umfeld historisch niedriger Zinsen agieren, an dem sich mittelfristig auch nichts ändern wird. Das hilft Unternehmen, ihre Refinanzierungskosten massiv zu senken.

Dies verringert den Abzinsungsfaktor in der Unternehmensbewertung und trägt zu einem höheren Unternehmenswert und damit einem höheren fairen Bewertungsmultiple bei – ohne dass sich die Perspektiven der Unternehmen verändern. Trägt man diesem Niedrigzinsumfeld Rechnung, so müssen die Unternehmen aktuell mit einem Aufschlag aufs historische KGV gehandelt werden. Dies offenbart noch deutliches Potenzial.

Anlagenotstand

Darüber hinaus herrscht weiterhin Anlagenotstand: Für große professionelle Anleger gibt es schlicht keine Alternative zu Aktien, wenn sie eine zufriedenstellende Verzinsung erzielen wollen beziehungsweise müssen. Diese hohe Liquidität hat die Aktienmärkte bereits in der Vergangenheit getrieben, und nichts deutet daraufhin, dass sich dieser Trend umkehrt.

Warnsignale, die vielen Anlegern Sorge bereiten, müssen stets im Gesamtkontext betrachtet werden. So deutete die Kombination aus historisch niedriger Volatilität gekoppelt mit verstärkten IPO- und M&A-Aktivitäten in der Vergangenheit oft auf das nahe Ende eines Bullenmarktes hin. Wichtig ist zu verstehen, dass Treiber dieser Transaktionen verstärkt Finanzinvestoren sind, vor allem Private-Equity-Gesellschaften.

Unternehmensverkäufe sind für sie vitaler Bestandteil der Geschäftsstrategie, waren aber nach der Finanzkrise so gut wie unmöglich. Daher haben viele Finanzinvestoren Portfolio-Unternehmen länger als üblich gehalten mit der Folge, dass sich Unternehmen im Portfolio angestaut haben. Diese werden nunmehr in einem wieder aufnahmefähigen Markt platziert. Das aber ist kein Grund zur Sorge, sondern zeigt eher, wie robust der Aktienmarkt mittlerweile ist.

Zum anderen haben sich in den letzten Monaten einige wirtschaftliche Frühindikatoren verlangsamt. Sollte es in den kommenden Quartalen tatsächlich eine schwächere Wirtschaftsentwicklung geben als von Ökonomen erwartet, stellt sich die Frage, welcher Faktor die Entwicklung des Aktienmarkts dominiert: Liquidität und Anlagenotstand oder sinkende Erwartungen in der Realwirtschaft und eingetrübte Gewinnprognosen?

Bereits im vergangen Jahr hatten wir die Situation, dass sich die Wirtschaft schwächer entwickelte als erwartet. Dennoch sind die Aktienmärkte gestiegen. Eine sich abkühlende Wirtschaft ist nur ein mögliches Szenario. Sollte es dennoch dazu kommen gehen wir folglich davon aus, dass dies die mittelfristigen Perspektiven am Aktienmarkt nicht stören sollte.

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