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Eurozone: Auseinanderbrechen oder stärkere Integration?

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Die Schuldenkrise hat Konsequenzen

Hohe Staatsverschuldung: Infolge des Rückgangs der Steuereinnahmen, der Bankenrettungen und der Konjunkturpakete erreichte die Verschuldung des öffentlichen Sektors ein ähnliches Niveau wie diejenige des privaten Sektors.

Mit Ausnahme Griechenlands halten wir die Staatsverschuldung weiterhin für tragbar, sofern die Zinsen auf einem akzeptablen Niveau bleiben beziehungsweise sich vom aktuellen Stand aus normalisieren und sich das Wirtschaftswachstum stabilisiert. Wenn die Renditen jedoch weiter ansteigen, könnte die Verschuldung für einige weitere Peripherieländer der EWU untragbar werden.

Zudem stellen die Märkte die Tragfähigkeit der Währungsunion zunehmend in Frage. In einer Reihe von Peripherieländern schmelzen die Bankeneinlagen dahin. In Griechenland sind sie gegenüber ihrem Höchststand um ein Drittel zurückgegangen.  

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Außerdem findet an den Kapital- und Geldmärkten eine Renationalisierung statt, und die Märkte funktionieren nicht mehr richtig. Die Märkte für Staatsanleihen stützen sich zunehmend auf inländische Anleger statt auf ausländische Investoren aus dem Euroraum, einige Marktsegmente sind nahezu ausgetrocknet.

Des Weiteren übernimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Rolle des Interbankenmarkts, was sich in der Ausweitung der Target-2-Salden niederschlägt. (siehe Chart oben)

Was ist jetzt notwendig, um die Krise zu überwinden?

Länder, die durch eine fahrlässige Fiskalpolitik in Mitleidenschaft gezogen wurden (vor allem Griechenland), müssen Sparmaßnahmen umsetzen. Einsparungen sind in allen Ländern notwendig, wenn auch in unterschiedlichem Umfang, da die Länder ansonsten die Fähigkeit verlieren, sich am Markt zu finanzieren.

Da die hohe Staatsverschuldung jedoch zu einem beträchtlichen Teil die Folge und nicht die Ursache des Problems ist und übermäßige Kürzungen die Gefahr mit sich bringen, dass die Konjunktur allzu sehr gedämpft wird (dieser Effekt ist derzeit praktisch in allen Peripherieländern zu beobachten), sind auch nicht schuldenfinanzierte Wachstumsinitiativen notwendig.

An den Produkt- und Arbeitsmärkten sollten praktisch in allen Peripherieländern Strukturreformen umgesetzt werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Die Umsetzung struktureller Wachstumsinitiativen braucht aber Zeit, und es wird noch länger dauern, bevor Erfolge zu erkennen sind. Das Beispiel Irlands zeigt jedoch, dass eine glaubwürdige Umsetzung von den Kapitalmärkten recht rasch belohnt wird.

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