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Eurozone: Beschlüsse mit böser Nebenwirkung

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Zu den Beschlüssen im Einzelnen:

  • Schuldenschnitt von Griechenland: Vereinbart wurde ein Schnitt von 50% nur für private Gläubiger – also nicht für IWF, EZB und EU. Wie bei der nun obsoleten Vereinbarung der Euroland-Politiker im Juli ist man damit unter dem bereits vom Rentenmarkt erwarteten Schnitt von 60% geblieben. Damit sinkt die Schuldenquote auch nicht um 50%-Punkte, sondern von aktuell 165% des Sozialprodukts nur auf 120% im Jahre 2020 - was ungefähr der heutigen Quote von Italien entspricht! Damit ist klar, dass das Schuldenproblem von Griechenland – im Gegensatz zu den offiziellen Verlautbarungen – nicht gelöst ist! Die alten Bonds, die die Banken halten, werden in neue Bonds mit reduziertem Nennwert getauscht. Der Rettungsfonds garantiert dabei eine Ausfalltranche, die Kosten hierfür betragen 30 Mrd. Euro. Dies ist ein Betrag, der dann für die Sicherung der künftigen spanisch-italienischen Anleihen nicht mehr zur Verfügung steht.
  • Brandmauer um Spanien/Italien („Hebelung“ des Rettungsfonds): Angesichts des anstehenden (Re-)Finanzierungsvolumens für Spanien und Italien von über 800 Mrd. Euro bis 2013 steht dies im Zentrum für den Aktienmarkt. Es muss sichergestellt werden, dass es nicht zu einem Käuferstreik mit unübersehbaren Konsequenzen kommt, nachdem die Politik sich zu einer größeren Schuldenrasur bei Griechenland entschlossen hat.

Die Details zur Hebelung des Rettungsfonds fehlen unverändert. Zum einen wird es eine Versicherungslösung geben, bei der eine bestimmte Ausfallrate vom Rettungsfonds garantiert wird, zum anderen soll ein „Special Investment Vehicle“ gegründet werden, in das sowohl der Rettungsfonds einzahlt, aber vor allem auch Gelder vom IWF und den Schwellenländern einfließen sollen. Sarkozy hat angekündigt, in China Geld einsammeln zu wollen. Der CEO des Rettungsfonds, Klaus Regling, hat sich auf die Reise nach Asien gemacht. Insgesamt ist offen, welche Beträge hier zusammenkommen. Die bisherigen Äußerungen von den Schwellenländern und den USA sind widersprüchlich.

Gegenliebe durch Investoren ist fraglich

Berücksichtigt man die bisherigen – und im Falle Griechenlands neuen - Kosten für Irland, Portugal und Griechenland sowie eine Bankenrekapitalisierung im mittleren zweistelligen Milliardenbetrag, ist eine Hebelung des Rettungsfonds auf 1.000 Mrd. Euro möglich.


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Offen ist allerdings, inwieweit private Investoren durch die Versicherungslösung angeregt werden, die anstehenden Platzierungen von Peripherie-Anleihen zu zeichnen. Das hängt auch von den Reformmaßnahmen der spanischen und italienischen Regierungen ab. Die Ankündigungen von Berlusconi auf dem gestrigen Gipfel allein werden noch kein Vertrauen schaffen, ohnehin gibt es hohe Umsetzungsrisiken. Für beide Länder gilt: Hohe politische Unsicherheit sowie eine wahrscheinliche Rezession in den kommenden Monaten sprechen für anhaltend hohe Risikoaufschläge.
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