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Ex-IWF-Chefvolkswirt Kenneth Rogoff: „Wenn der Euro diese Krise überlebt, wird er daraus sehr viel stärker hervorgehen“

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Frage: Sie warnen davor, dass der Weg aus der Krise ziemlich riskant sein kann. Worin liegen die Risiken?

Rogoff: In den meisten Teilen der Welt besteht das Problem in sehr niedrigen Zinsen und hohen Staatsausgaben. Man muss das akzeptieren, und wenn man zu schnell vorgeht, wird die Volkswirtschaft zurück in die Rezession gestürzt. Hält man sich jedoch zu lange zurück, entsteht überall in der Welt eine enorme Inflation. Im Moment geht es um die Probleme mit den hohen Staatsverschuldungen, die für Europa äußerst gefährlich sind.

Frage: Sie fordern ein Ende der Neuverschuldung. Aber fallen wir dann – wie Sie gerade erwähnt haben – nicht zurück in die Rezession?
Rogoff: Man kann Konjunkturprogramme nicht unvermittelt einstellen, es ist nicht möglich, den politischen Kurs über Nacht zu ändern. Die Botschaft ist klar: Die weitere Entwicklung muss vor dem Hintergrund einer stabileren, einer nachhaltigeren Verschuldungspolitik stattfinden. Dann gibt es diejenigen, die sagen, wir sollten mehr Geld ausgeben, um Arbeitsplätze zu schützen. Arbeitsplätze, die mit staatlicher Finanzhilfe gestützt werden, sind keine wirklich guten Arbeitsplätze. Sie schaden nur der Entwicklung der Stellenmärkte auf Jahrzehnte hinaus. Ich vertrete die Ansicht, dass die Konjunkturmaßnahmen allmählich abgebaut werden sollten. In Europa ist es sicherlich nicht sinnvoll, dies im aktuellen Umfeld zu schnell zu tun, da dadurch die Zinsen steigen werden.

Frage: Sie haben in Ihren Studien dargelegt, dass die Erhöhung der Staatsverschuldung auf ein Niveau von 90 Prozent des BIP das Wirtschaftswachstum behindert. In vielen Ländern wie beispielsweise Griechenland ist dieser Prozentsatz bereits jetzt erheblich höher. Können diese Länder aus eigener Kraft aus der Schuldenfalle herauskommen?

Rogoff: Nicht ohne Weiteres. Bei Industrieländern wird davon ausgegangen, dass bei einer Verschuldung von über 90 Prozent eine Wachstumsrate von mindestens einem Prozent erforderlich ist, um den Schulden Herr zu werden. Bei Griechenland, das ja ein voll entwickeltes Land und eine soziale Marktwirtschaft ist, geht es aber nicht allein um die Verlangsamung des Wachstums, sondern um die Gefahr eines kompletten Zusammenbruchs.

Quelle: LBBW Asset Management
www.lbbw-am.de

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