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Aktualisiert am 27.02.2018 - 18:00 UhrLesedauer: 7 Minuten

Exklusiv-Interview mit Flossbach von Storch „Vielleicht müssen wir viel radikaler denken“

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Herr Peters, Sie sind für das Portfoliomanagement „Made in Germany“ verantwortlich und Brückenbauer des ersten Schritts.

Elmar Peters: Schöne Stellenbeschreibung. „Der erste Schritt“ ist sicherlich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für das Portfoliomanagement.

Ein Großteil aller soliden Rentenpapiere bringt Rendite unter null. Wie können Sie bei einer Gewichtung von 85 Prozent im Fonds sicherstellen, dass da ein Gewinn erreicht wird?

Peters: Zunächst einmal liegt unser Fokus auf Anleihen, die im Durchschnitt eine Investment-Grade-Qualität haben. Dabei betrachten wir Anleihen immer ganzheitlich, das heißt, wir schauen nicht allein auf den Zinskupon. Das Renditepotenzial ergibt sich nicht zuletzt aus Kauf- und Verkaufskurs sowie über die Laufzeit. Wir gehen deshalb opportunistisch vor – warten auf attraktive Gelegenheiten und versuchen, die dann auch zu nutzen.

Sie öffnen das Risiko etwas gegenüber einem Rentenfonds, der rein aus Investment Grade besteht.

Peters: Das mag auf den ersten Blick so aussehen, ist aber ein Trugschluss. Die Qualität einer Anleihe ist für uns immer entscheidend. Unabhängig von den offiziellen Ratings. Seien wir ehrlich: Es wäre fahrlässig, wenn wir allein den Rating-Agenturen vertrauen würden. Die eigene Analyse ist unverzichtbar – und unsere Anforderungen an die Emittenten sind sehr streng. Oft finden sich sehr gute Bonds, die eben nicht das Gütesiegel der Agenturen verpasst bekommen haben.

Haben Sie da ein Beispiel?

Peters: Unternehmensanleihen der US-Telekom oder des Datenanbieters MSCI. Beide Unternehmen haben ein ordentliches Geschäft und einen sehr hohen Cashflow. Aber: Sie schütten auch sehr hohe Dividenden aus, MSCI nahezu seine gesamten Erträge. Aus diesem Grund haben sie keinen Investment-Grade-Status. Von der eigentlichen Struktur her jedoch schon.

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Gehen Sie auch short, um von steigenden Zinsen zu profitieren?

Peters: Nein. Das würde dem Charakter des Produkts widersprechen.

Wie sieht es auf der Aktienseite aus?

Peters: Sehr gute Unternehmen mit erprobtem Geschäftsmodell, hohem Cashflow, sauber finanzierten Bilanzen und stetigen Dividendenzahlungen. Qualität schlägt langfristig den Durchschnitt! Wir sind Investoren, keine Spekulanten. Fakt ist aber auch, dass wir heute mehr für solche Unternehmen zahlen müssen als vor fünf Jahren. Wir schauen also ganz genau darauf, nicht zu viel zu zahlen.

Werden Sie mit Optionen arbeiten?

Peters: Ja, um Kursverluste zu begrenzen, oder aber, um interessante Unternehmen, die uns noch zu teuer sind, einzufangen. Dafür verkaufen wir Optionen, nehmen laufende Prämien ein und sichern uns die Aktien zu einem attraktiveren Kurs.

Sie sind auch für stärker motorisierte Multi-Asset-Fonds verantwortlich. Welche Gangart verlangt mehr Aufmerksamkeit, sehr konservativ oder eine Wachstumsvariante?

Peters: „Der erste Schritt“ ist ein extrem anspruchsvolles Produkt für das Fondsmanagement. Zumal die Märkte, insbesondere der für Anleihen, viel anspruchsvoller sind als noch vor einigen Jahren. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.

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