LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AktienfondsLesedauer: 4 Minuten

Eyb & Wallwitz „Volatilitätsschock könnte Anleger auf die Probe stellen“

Ernst Konrad, Fondsmanager der Phaidros Funds, sieht keine hinreichenden Bedingungen für einen Kursrückschlag
Ernst Konrad, Fondsmanager der Phaidros Funds, sieht keine hinreichenden Bedingungen für einen Kursrückschlag

Im Rahmen unserer jährlichen Investment-Konferenz mit Veranstaltungen in Deutschland und der Schweiz haben wir anhand einiger Kernthesen dargelegt, dass ein Einbruch am Aktienmarkt nicht unmittelbar bevorstehen dürfte.

Die ansteigende fundamentale Marktbewertung ist nur eine grobe Schätzung für das zukünftige Return-Potential. Die steigende Marktbewertung gibt deshalb nicht vorrangig Grund zur Sorge. Dennoch sind in einigen Marktsegmenten Überhitzungserscheinungen auszumachen, vor allem bei Technologie-Aktien. Die starke Performance von Momentum-Aktien spricht ebenfalls für eine Überhitzung.

Klassische Rezession unwahrscheinlich

Die Gefahren einer Rezession und des Wiederauflebens der Finanzkrise sind derzeit allerdings eher gering. Wichtigster Auslöser für einen Börsencrash war aus historischer Sicht oft eine Rezession. Die Wahrscheinlichkeit einer klassischen, das heißt von der Realwirtschaft ausgehenden Rezession, ist aktuell gering. Zugleich gibt es kaum Hinweise auf ein Wiederaufleben der Finanzkrise. Die größte Gefahr geht aktuell von einem plötzlichen Volatilitätsschock und der geringen Risikobereitschaft beziehungsweise Risikotragfähigkeit der Anleger aus.

Als möglichen Auslöser eines Volatilitätsschocks sehen wir das geplante „Monetary Tightening“ der wichtigsten Notenbanken an. Im Fokus steht dabei die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Eine Verschärfung der Geldpolitik mit einem mehr oder weniger raschen Zinsanstieg könnte die Risikotragfähigkeit vieler Anleger auf eine ernste Probe stellen. Aber wir sehen hier aktuell keine unmittelbare Bedrohung, weil die Kerninflation weiterhin niedrig ist und teils deutlich unter den Inflationszielen der Notenbanken zurückbleibt. Es gibt deshalb keinen Grund für die Notenbanken, mit höheren Zinsen einer Preisteuerung beikommen zu müssen.

                                Grafik 1: 2008 bis 2017: Verdoppelung der Fed-Bilanzsumme und Verdreifachung der Aktienkurse (Quelle: Eyb & Wallwitz)

Absicherungsstrategien hinterfragen

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Als Schutzmaßnahmen vor möglichen Kursrückgängen werden im breiten Markt von Anlegern verschiedene Absicherungsstrategien herangezogen – darunter auch Derivate und Gold. Aus unserer Sicht ist es jedoch notwendig, die jeweiligen Vor- und Nachteile der Absicherungsstrategien sorgfältig gegeneinander abzuwägen.

Bei der Portfolioabsicherung kommen zum Beispiel häufig sogenannte Long Puts zum Einsatz. Diese Verkaufsoption wird gekauft, um in wirklich kritischen Phasen mit deutlichen Kursverlusten abgesichert zu sein. Dabei ist das Timing des Kaufs entscheidend – denn bei kontinuierlicher Absicherung entstehen dem Anleger hohe Opportunitätskosten.

Gold verbinden viele Anleger mit Begrifflichkeiten wie Krisenwährung, Sicherheit und Werterhalt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Edelmetall in Stressphasen tatsächlich als Absicherung dienen kann. Wie beim Einsatz von Derivaten zur Absicherung ist jedoch auch bei Gold das Timing entscheidend. Aus der langfristigen Beobachtung heraus ist Gold hinsichtlich der Volatilität mit den MSCI Emerging Markets-Aktien vergleichbar. Zum langfristigen Vermögensaufbau erscheinen Aktien und sogar Hochzinsanleihen deutlich besser geeignet (siehe Grafik).

                                          Grafik 2: Gold erweist sich als vergleichsweise volatile Anlageklasse. (Quelle: Eyb & Wallwitz)

Risikofaktoren in die Diversifikation einbeziehen

Als Absicherungsstrategie favorisieren wir daher eine robuste Portfolioaufstellung mittels einer breiten Diversifikation. Diese erfolgt im Wesentlichen über verschiedene Asset-Klassen, Länder, Sektoren und Segmente sowie Positionsgrößen hinweg. Mit gerade einmal 15 bis 30 Einzeltiteln sind erfahrungsgemäß bereits 80 Prozent des Diversifikationspotenzials abgedeckt. Wir suchen vor allem Wachstumsaktien, die sowohl auf kurz- als auch langfristige Sicht überdurchschnittliche Gewinnchancen bieten. Hierzu zählen vor allem sogenannte Schumpeter-Aktien aus Monopolstrukturen sowie innovative Disruptoren.

Anleger müssen allerdings wissen, dass selbst eine breite und umsichtige Diversifikation keinen vollständigen Schutz bieten können. In Krisenzeiten laufen Korrelationen zusammen. Deshalb ist es wesentlich besser, bei der Diversifikation auch sogenannte Risikofaktoren mit einzubeziehen – diese Struktur erweist sich in Krisenzeiten deutlich stabiler. Wichtige Risikofaktoren sind makroökonomische Aspekte wie Inflation und Wirtschaftswachstum. Hinzu kommen aktien- und anleihespezifische Aspekte. Aktienspezifische Faktoren beziehen sich unter anderem auf die Zugehörigkeit eines Unternehmens zu einem Sektor, der Bewertung der Aktie aber auch auf die Bilanzqualität. Um Krisen zu begegnen, haben sich die Faktoren Value, Momentum, Quality und für Anleihen der Faktor Carry als ideale Kombination erwiesen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion