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Eyb & Wallwitz: „Ohne Notenbanken geht es noch nicht“

Ernst Konrad
Ernst Konrad
Widersprüchliche Signale
 
Mitte März schaffte der Dow Jones zum ersten Mal seit 2007 wieder ein Allzeithoch. Die Stimmung ist entsprechend gut, die Warnungen vor Euphorie werden aber immer lauter. Als Begründung wird gerne die Diskrepanz zwischen Aktienmarkt- und Konjunkturentwicklung angeführt. Danach sind die Aktienmärkte der wirtschaftlichen Entwicklung zu weit vorausgelaufen.

Und tatsächlich: Die Konjunktur in den USA kommt anscheinend nicht richtig in Schwung, die Eurozone befindet sich immer noch oder schon wieder in der Rezession und selbst das Wachstum in den Schwellenländern ist nicht mehr so dynamisch wie noch im letzten Jahr. Auch sind die Preise konjunkturabhängiger Rohstoffe wie Kupfer oder Eisenerz seit Ende Januar deutlich unter Druck geraten.

Wie passt das zu steigenden Aktienkursen? Der Aktienmarkt ist einer der besten Frühindikatoren für die konjunkturelle Entwicklung (aus diesem Grunde ist er auch einer der 10 Bestandteile des vom Conference Board berechneten US-Leading-Index).

Interessanterweise wurden aber trotz des neuen Allzeithochs im Dow Jones die Wachstumsaussichten in den USA in den letzten Wochen sukzessive nach unten revidiert. Neben dem immer noch schwelenden Haushaltsstreit hat dies auch mit der Struktur der Kursbewegung zu tun: Sie wird angeführt von den wenig konjunkturreagiblen Sektoren mit stabiler Dividende wie Pharma und Nahrungsmittel.

Normalerweise sollte die Hoffnung auf bessere Wirtschaftsdaten eigentlich für die Outperformance zyklischer Aktien, zum Beispiel aus dem Rohstoffbereich, sorgen. Eine ähnliche Entwicklung gab es übrigens in den letzten beiden Jahren, als nach einem für defensive Aktien starken ersten Quartal die Märkte wieder deutlich nachgaben. Die jüngste Aktienmarktrally ist damit weniger Ausdruck eines neuen Aktienbooms in der Hoffnung auf dynamisches Wirtschaftswachstum, als vielmehr die (verzweifelte) Suche nach Rendite.

Trotzdem bedeutet ein neues Allzeithoch nicht zwangsläufig, dass der US-Aktienmarkt in den kommenden Wochen unter Druck geraten muss. Eine Kurskorrektur wäre nur dann gerechtfertigt, wenn die fundamentale Bewertung anhand von Gewinnen, Dividenden und Zinsen wenigstens genauso teuer wäre wie an den letzten beiden Hochpunkten im Oktober 2007 und März 2000. Man erinnert sich: Auf das Hoch 2007 folgte die Finanzkrise mit einem Aktienkursrückgang von zeitweise 50 Prozent und im Jahre 2000 platzte die Internetblase mit einem zwischenzeitlichen Verlust von 30 Prozent.
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