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EZB-Geldpolitik Bis mindestens 2019 bleiben die Schleusen offen

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EZB-Zinsanhebung frühestens im Jahr 2020

Ein Problem, dass einige Anleger womöglich noch nicht voll und ganz erkannt haben: Staatsanleihen dürften am stärksten vom Rückgang der Anleihenkäufe betroffen sein. Wir rechnen damit, dass die Käufe nicht-staatlicher Titel (einschließlich von Pfandbriefen) bei etwa 10 Milliarden Euro pro Monat weitgehend stabil bleiben dürften.

Dies bedeutet, dass sich die Käufe von Staatsanleihen potenziell von 50 Milliarden Euro pro Monat auf 20 Milliarden Euro pro Monat verringern könnten. Eine solche Veränderung könnte erhebliche Auswirkungen auf bestimmte Märkte haben – insbesondere in den europäischen Peripherieländern, in denen die EZB eine wichtige Käuferrolle übernommen hat. Wie wird hier der Markt reagieren?

In einigen dieser Märkte könnten wir möglicherweise eine Aufwärtstendenz beobachten, während Anleger abwägen, was das Verschwinden eines großen (und preisunempfindlichen) Käufers bedeuten könnte.

Selbst im Zuge einer Drosselung ihrer Anleihenkäufe würden wir erwarten, dass die EZB Erlöse aus fällig werdenden Wertpapieren erneut anlegt.

Diese Wiederanlage dürfte fast als Ersatz für die quantitative Lockerung dienen und könnte dafür sorgen, dass der Abwärtsdruck auf die Renditen über eine längere Zeit hinweg bestehen bleibt. Darüber hinaus verstärkt dies unsere Einschätzung, dass eine direkte Anhebung der Zinsen durch die EZB frühestens im Jahr 2020 zu erwarten sein dürfte.

Katalonien und Brexit sind Reizpunkte mit Störpotenzial

Neben den wirtschaftlichen Aspekten werden die Entscheidungsträger der EZB sicherlich auch die politischen Entwicklungen in Europa im Auge behalten. Diese könnten der erwarteten EZB-Strategie einer längeren Beibehaltung niedriger Zinsen und einer lockeren Geldpolitik ebenfalls Unterstützung bieten.

Wir sehen keine offensichtlichen Warnsignale am Horizont, die die Erholung aus der Bahn werfen könnten, es gibt jedoch mehrere kleinere Reizpunkte, die durchaus Potenzial haben, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung vorübergehend zu stören.

Etwa der Katalonien-Konflikt: Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Regierungen Spaniens und Kataloniens befinden allerdings noch nicht in einem Stadium, in dem sie ernsthaften Einfluss auf die Finanzmärkte haben können. Die unsichere Lage könnte einige Anleger jedoch davon abhalten, in Katalonien oder sogar in Spanien überhaupt zu investieren. Sollte der Konflikt auf der Iberischen Halbinsel eskalieren, könnte Spaniens Wachstum einen Dämpfer erhalten.

Größere Sorgen verursachen jedoch die Brexit-Verhandlungen, da hier offenbar keinerlei nennenswerte Fortschritte erzielt werden.

Ein „Crash-Brexit“, bei dem das Vereinigte Königreich die Europäische Union ohne bestehendes Handelsabkommen verlässt, dürfte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft der Eurozone haben. Dies dürfte gerade in der sensiblen Zeitphase, in der die EZB versucht, aus ihrem QE-Programm auszusteigen, für Turbulenzen sorgen.

Etwaige Auswirkungen dürften sich besonders stark in Ländern zeigen, die Wachstumstreiber für die Eurozone sind: In Irland, den Niederlanden und vor allem in Deutschland.

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Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Sie wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.