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EZB-Programm OMT: „Ein großer Käufer von Staatsanleihen tritt auf den Plan“

Chris Bullock von Henderson Global
Chris Bullock von Henderson Global
Chris Bullock ist Fondsmanager des Henderson Horizon Euro Corporate Bond Fund (WKN: A0YB5H)

Das lange erwartete Programm der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Ankauf von Euro-Anleihen – „Outright Monetary Transactions“, kurz OMT genannt – wurde am vergangenen Donnerstag offiziell bekannt gegeben.

Seit der erstmaligen Ankündigung der Pläne durch EZB-Chef Draghi Ende Juli hatte sich die Stimmung an den Börsen spürbar gewandelt. Nachdem am Mittwoch bereits Einzelheiten durchgesickert waren, bekräftigte die Notenbank ihre bereits angedeuteten Absichten.

Die Rally, die auf das Statement folgte, drückte größtenteils Erleichterung aus (darüber, dass die EZB ihre Pläne beibehalten und nun konkretisiert hat). Im Anstieg der Kurse spiegelte sich zudem die Untergewichtung der peripheren Märkte in den meisten Anlageportfolios wider.

Es ist mit Sicherheit positiv, dass jetzt ein großer Käufer von Staatsanleihen auf den Plan tritt – nicht nur für Staaten, die von dem Kaufprogramm der EZB profitieren werden, sondern auch für jene, die bereits finanzielle Unterstützung erhalten. Damit die Wirkung länger als ein paar Wochen anhält, müssen jedoch zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Kurzfristig (also vor Ende September) muss Spanien den Bedingungen zustimmen und einen offiziellen Antrag auf finanziellen Beistand stellen (momentane Sprachregelung: „vorsorgliche Kreditlinie zu bevorzugten Konditionen“). Ob Madrid die an die Hilfen geknüpften Bedingungen akzeptieren kann und wird, ist eine andere Frage. Wir erwarten aber alles in allem, dass Spanien den Antrag stellen wird, denn im Endeffekt wäre dies im Interesse beider Seiten.

    Allerdings bleibt ein deutliches Risiko, dass die Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen. Das würde an den Märkten eine scharfe Gegenbewegung nach der Rally der letzten Zeit auslösen.
  • Zudem brauchen wir langfristig Wachstum. Schulden können letztendlich bequem weg inflationiert werden. Doch in einer Zeit, die von Schuldenabbau und Streichungen in den öffentlichen Haushalten gekennzeichnet bleibt, könnte sich die Geldentwertung als trügerische Lösung erweisen.

    Die Staatsschulden sind hoch, und die Regierungen sind gefordert, Defizite und Schuldenquoten zu senken. Die anhaltende Sparpolitik in den Peripherieländern wird die Lage erschweren und in vielen Teilen der Eurozone enttäuschende Konjunkturdaten mit sich bringen. Der Rückkauf von Anleihen, um das „Konvertibilitätsrisiko“ zu reduzieren, ist keine Wachstumspolitik.
Schöner Nebeneffekt

Die Zentralbanken unternehmen große Anstrengungen, um die Anleiherenditen zu drücken und die Vermögenswerte zu stärken. Für Unternehmensanleihen ist das positiv. Die Maßnahmen der EZB dienen dazu, Zeit zu gewinnen – eine umfassende Lösung für die Probleme in der Eurozone sind sie nicht.

Bis sich das ändert, werden die Anleiherenditen voraussichtlich sehr niedrig bleiben. Unternehmensanleihen bieten vor diesem Hintergrund eine attraktive Möglichkeit, die Rendite aufzubessern.

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