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EZB-Zinsentscheidung Mario Draghis Öl-Problem weckt Erinnerung an 2011

Im Jahr 2011 saß Draghi als Chef der italienischen Notenbank in dem EZB-Rat, der die Leitzinsen anhob, um eine von den Energiepreisen angeheizte Inflation einzudämmen – was unabsichtlich mit dazu beitrug, den Euroraum in die Rezession abgleiten zu lassen. Als EZB-Präsident beurteilt er jetzt inmitten einer chinesischen Konjunkturabkühlung, die an den internationalen Märkten zu Verwerfungen führt, ob über den Rohöl-Einbruch hinweggesehen oder gehandelt werden sollte, um die Inflation im Euroraum anzukurbeln und die Erholung abzusichern.

Anleger werden auf Hinweise achten, ob der EZB-Rat neue Impulse vorbereitet, womöglich schon für das nächste Treffen im März. Die Währungshüter sind sich zwar dessen bewusst, dass ihr 1,5 Billionen Euro schweres Anleihekaufprogramm und negative Zinsen Risiken bergen, doch Draghi muss die Glaubwürdigkeit der EZB wahren. Dazu muss der EZB-Präsident sicherstellen, dass sich die niedrige Inflationsrate nicht verankert.

„Draghis Ruf ist mündelsicher. Was er bislang erreicht hat, in der Lage, in der er sich befunden hat, ist ausgesprochen außergewöhnlich", sagte Richard Barwell, leitender Ökonom von BNP Paribas Investment Partners in London. „Jetzt gibt es ein echtes Risiko, dass die Inflation nahe Null steckenbleibt, und in einem von einer nachlassenden globalen Nachfrage beherrschten Szenario wird er hart darum kämpfen, dass noch immer weitere Schritte auf dem Tisch liegen."

Die EZB wird ihre Zinsentscheidung um 13.45 Uhr MEZ in Frankfurt bekanntgeben
. Draghi hält 45 Minuten danach eine Pressekonferenz ab. Keiner der von Bloomberg befragten Ökonomen rechnet am heutigen Donnerstag mit einer Zinssenkung oder einer Stärkung der quantitativen Lockerung, die meisten von ihnen erwarten jedoch eine Ankündigung neuer Maßnahmen im weiteren Jahresverlauf.
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Der EZB-Präsident hat seine Handlungsbereitschaft unterstrichen, falls dies notwendig sein sollte. Am 4. Dezember sagte Draghi in New York, es könne „keine Grenze dafür geben, inwieweit wir bereit sind, die Instrumente" innerhalb des Mandats einzusetzen. Seine Äußerungen fielen einen Tag nach der vorherigen EZB-Ratssitzung, als die Senkung des Einlagensatzes und Verlängerung des Anleihekaufprogramms die Investoren enttäuschte.

Zu den Abwärtsrisiken gehört Chinas Belastung für den Handel und die Probleme des Euroraums im Umgang mit den notleidenden Krediten. Das unmittelbare Problem ist allerdings das Öl: Der Brent-Preis ist in diesem Monat um mehr als 25 Prozent auf ein Zwölfjahrestief gefallen. Das bedeutet, dass sich die EZB-Prognosen vom Dezember – denen zufolge die Jahresteuerung von aktuell nahe Null auf durchschnittlich 1,6 Prozent im Jahr 2017 anziehen wird – wahrscheinlich bereits überholt haben.

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