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Familienunternehmen „Inhaberkontrollierte Aktien schlagen langfristig den Markt“

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Die Outperformance von Aktiengesellschaften mit starken Ankeraktionären lässt sich allerdings noch besser operativ erklären. Inhaber, welche „ihr“ Unternehmen selbst führen und überwachen, legen naturgemäß mehr Wert auf eine langfristige und zukunftsorientierte Unternehmensstrategie. Angestellte Manager agieren dagegen häufiger kurzfristig. Während Familienunternehmer tendenziell in Generationen denken, zählt für den angestellten Manager häufig mehr der nächste Quartalsbericht – vor allem dann, wenn sich daran auch noch sein Bonus bemisst. Langfristig zahlt sich das Handeln mit weitem Zeithorizont aus.

Außerdem sind inhaberdominierte Unternehmen regelmäßig fokussierter. Das ist dann von Vorteil, wenn sich das Geschäft gut entwickelt. Bei einem breit diversifizierten Konzern läuft dagegen fast immer ein Geschäftsbereich nicht wirklich rund. Eine fokussierte Gesellschaft lässt sich natürlich auch einfacher und flexibler steuern. Das gilt insbesondere bei kurzen Entscheidungswegen, wie es bei Familienunternehmen regelmäßig der Fall ist.

Inhaberdominierte Firmen sind auch schneller und entschlossener bereit, Fehler zu korrigieren. Schließlich geht es um das eigene Geld. Beispiel BMW und Daimler: Der Münchner Autokonzern vergriff sich mit dem Kauf von Rover. Nicht zuletzt aufgrund des Einflusses der Familie Quandt, die rund 47 Prozent der Stimmrechte kontrolliert, trennte sich BMW vergleichsweise rasch von dem Fehlinvestment. Konkurrent Daimler hielt dagegen wesentlich länger an Chrysler fest, was sich ebenfalls als wenig erfolgreiche Übernahme erwies.

Bessere Bilanz

Auch hinsichtlich der Kapitalstruktur können inhaberkontrollierte Gesellschaften punkten. Denn in der Regel sind sie mit mehr Eigenkapital als herkömmliche Gesellschaften ausgestattet. Das ist zwar in der augenblicklichen Niedrigzinsphase ein gewisser Nachteil. Unternehmen mit einem hohen Anteil an Fremdkapital können im gegenwärtigen Umfeld ihre Eigenkapitalrendite hebeln, wenn ihre Gesamtrendite höher ausfällt als ihre Zinsbelastung. Dieser Nachteil wird jedoch dann zum Vorteil, wenn die Zinsen wieder steigen.

Außerdem erhöht eine hohe Ausstattung mit Eigenkapital die Stabilität in Krisenzeiten. Schließlich können Unternehmen, die über ein hohes Eigenkapital verfügen, bei Bedarf antizyklisch zukaufen. Sie können also in Phasen offensiv agieren und expandieren, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wenig rosig sind. In einem solchen Umfeld sind mögliche Akquisitionen meistens vergleichsweise preiswert.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von inhaberdominierten Unternehmen. Bei Firmen wie Fielmann oder United Internet führen die Gründer weiterhin das Unternehmen. Außerdem gibt es die Fälle, bei denen die Nachfolger oder Erben die Unternehmensführung übernommen haben. Beispiele dafür sind unter anderem Henkel oder Merck. Manchmal sind auch beide Generationen noch beziehungsweise schon an Bord. Das ist beispielsweise bei Sixt oder Gerry Weber der Fall. Schließlich gibt es strategische Investoren, die aktive Beteiligungen erworben oder geerbt haben – so wie bei den Familien Quandt oder Haniel.

Schwierige Nachfolgeproblematik

Ein Handicap von Familienunternehmen soll allerdings nicht unerwähnt bleiben: Nicht selten tun sie sich damit schwer, für den Gründer einen geeigneten Nachfolger zu finden. Bei Unternehmen wie Fielmann oder Sixt scheint der Generationenwechsel zu funktionieren. Das ist jedoch nicht immer der Fall.

Trotzdem lässt sich feststellen, dass die Vorteile ganz offensichtlich die Nachteile überwiegen. Die deutliche Outperformance von inhaberdominierten Aktiengesellschaften spricht für sich.

Autor Volker Riehm managt den H & A Unternehmerfonds für Hauck & Aufhäuser Privatbankiers.

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