LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Aktienfonds TechnologieLesedauer: 5 Minuten

Felix Schleicher über Chancen an den globalen Aktienmärkten „Wir haben zu wenig Geld für die vielen Kaufgelegenheiten“

Seite 2 / 2



Ist Ihr Portfolio deshalb so finanzlastig?

Ja, aber wir mögen bei weitem nicht alle Finanztitel. In Europa haben wir nur eine kleine Bank-Position, in Asien gar keine. Wir bevorzugen ganz klar US-Banken: Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America. Die US-Banken haben sich nach der Krise am besten aufgestellt und ernten jetzt nach der Konsolidierung die Früchte. US-Versicherungen mögen wir ebenfalls. AIG ist mit über 6 Prozent unsere größte Position. Das Unternehmen notiert über 30 Prozent unter Buchwert und kauft immer wieder Aktien zurück. Ich wüsste nicht, warum die Aktie in den nächsten Jahren nicht über 50 Prozent steigen sollte.

Sie sind zu über 60 Prozent in den USA investiert. Ist das dem großen Gewicht der USA im MSCI World geschuldet?

Wir haben einen reinen Bottom-up-Ansatz. Wir kaufen da, wo wir die richtigen Papiere finden. Wir suchen Unternehmen mit einfachen, guten Geschäftsmodellen, die hervorragend gemanagt sind, dominant in ihrem Markt und ihr Geschäft besser machen als andere. Wenn dann noch der Preis stimmt, investieren wir. In Amerika finden wir deutlich mehr solcher Unternehmen als in Europa. Asien ist auch interessant. Wir haben etwa 15 Prozent in Hongkong und Japan investiert. Aber Amerika hat den Löwenanteil am Portfolio, wir könnten dort auch ohne Probleme 100 Prozent anlegen.

Auf Drei-Jahres-Sicht liegt Ihr Fonds klar vor vielen Konkurrenten, über fünf Jahre hinkt er eher hinterher. Vor allem 2011 hat es Ihnen die Bilanz verhagelt. Was ist da passiert?

Unser Fehler war es, zu stark auf Europa und dort vor allem auf Italien, Spanien und Portugal zu setzen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Euro-Krise die Aktien der Region so dermaßen unter Druck bringen würde – und dass die Europäer so phlegmatisch sind. Viele Firmen hätten in der Krise die Möglichkeit gehabt, ihre eigenen Aktien zu Schnäppchenpreisen zurückzukaufen. Stattdessen gab es nur totale Passivität. Da sieht man den Unterschied zu den Amerikanern. Am Ende sind wir ganz gut aus den südeuropäischen Titeln herausgekommen und konnten sie mit Gewinn verkaufen. In den vergangenen drei, vier Jahren sind uns solche Fehler dann nicht mehr unterlaufen.

Jetzt hat es Sie aber trotzdem wieder nach Südeuropa gezogen.

Wir haben kürzlich zwei Werte in Griechenland gekauft. Ein Titel ist die Hellenic Exchanges, die griechische Börse. Die Hälfte ihres Börsenwerts besteht aus Liquidität. Mit dem Cash könnte das Unternehmen theoretisch die nächsten sechs, sieben Jahre ohne einen einzigen Euro Umsatz überleben. Das Geschäftsmodell ist praktisch unkaputtbar. Die Aktie dürfte sich erholen, wenn sich die Lage in Griechenland beruhigt, was wir für wahrscheinlich halten. Als zweiten Titel haben wir die Immobiliengesellschaft Grivalia gekauft, die vom kanadischen Versicherer Fairfax Kapital bekommen hat und seit einigen Jahren erstklassige Gewerbeimmobilien in Griechenland zu Dumping-Preisen aufkauft.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen