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Aktualisiert am 30.07.2015 - 15:37 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Fidelity Makroausblick Starkes zweites Halbjahr für den US-Konsum erwartet

Für Wermutstropfen sorgte in den vergangenen Wochen der Rückgang des Verbrauchervertrauens und der Exporte aus Korea, die ein wichtiger Frühindikator für den Welthandel sind. Ich gehe jedoch davon aus, dass die für die Schwäche im ersten Quartal verantwortlichen Faktoren weiter nachlassen. Somit dürfte sich der Ausblick für die Weltwirtschaft aufhellen, die sich in der zweiten Jahreshälfte vermutlich stärker im Gleichschritt erholen wird. Die wichtigsten Antriebskräfte hinter dieser leichten Wachstumsbelebung – die expansive Zentralbankpolitik und die niedrigeren Energiepreise – sind weitgehend intakt. Weltweit setzen sie wichtige Impulse für den Konsum und die Wirtschaftsaktivität. Da die Teuerungsrate aber wohl frühestens Ende des Jahres spürbar anziehen wird, können die Notenbanken vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten.

USA: Konsummotor dürfte im zweiten Halbjahr wieder anspringen

Im Mai gab es endlich die sehnlichst erwarteten Anzeichen einer Konjunkturbelebung. So fiel die Einkaufsmanagerumfrage im verarbeitenden Gewerbe stärker als erwartet aus. Leicht bergauf ging es auch bei den Neuaufträgen und am Arbeitsmarkt, ebenso beim Konsum. Das lässt vermuten, dass die Wirtschaft ihren langsamen Aufwärtstrend wieder aufnimmt, da nun die wetterbedingten Effekte und die Folgen des Streiks und der Verwerfungen an den Ölmärkten verblassen. Nimmt die Erholung im Jahresverlauf Fahrt auf, dürfte auch der Konsummotor wieder anspringen.

Trotz dieses aufgehellten Wachstumsausblicks rechne ich bei der Inflation und bei den Löhnen nur mit einem allmählichen Anstieg. Inflationsdämpfend dürften sich der niedrigere Ölpreis und der stärkere US-Dollar auswirken – zwei Faktoren, die sich tendenziell erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar machen. Eine Zinserhöhung der Fed im Dezember halte ich weiterhin für wahrscheinlich. Inzwischen spricht aber auch einiges für eine Verschiebung bis 2016.

Eurozone: Starke Exporte, doch Griechenland und der Russland-Ukraine-Konflikt trüben die Stimmung

Niedrigere Energiepreise, ein schwächerer Euro und die lockere Geldpolitik machen sich inzwischen positiv bei den Wachstumszahlen bemerkbar. An den guten Konjunkturzahlen des ersten Quartals hatte der Konsum wesentlichen Anteil, was nicht zuletzt den niedrigeren Energiepreisen zu verdanken ist. Unterdessen profitiert Europas Exportwirtschaft vom schwachen Euro. Das kommt Deutschland als Exportlokomotive besonders zugute, dicht gefolgt von Spanien. In der gesamten Eurozone dürfte sich die Konjunktur zunehmend erholen – zumindest bis Anfang 2016.

Gefahr droht allerdings von einer möglichen Straffung der Kreditkonditionen, wenn der jüngste Renditeanstieg anhält. Denn damit könnte sich ein wichtiger Faktor, der die lockere Geldpolitik begünstigt, umkehren und einer weiteren Erholung den Wind aus den Segeln nehmen. Hinzu kommen die beiden altbekannten und bislang ungelösten Probleme: Griechenland und der Russland-Ukraine-Konflikt. Ein unkontrollierter Euro-Austritt bzw. eine Eskalation des Konflikts bergen die Gefahr erheblicher Marktverwerfungen. Unter Berücksichtigung dieser Risiken wird die Europäische Zentralbank EZB meines Erachtens ohne Wenn und Aber an ihrer quantitativen Lockerung festhalten – zumindest bis September 2016. Möglicherweise wird sie die Märkte sogar über diesen Zeitpunkt hinaus mit zusätzlicher Liquidität versorgen müssen.

Japan: Ohne weitere „Abenomics“-Schützenhilfe wird sich die Wirtschaft nicht selbst erholen

Während sich der Export nach und nach erholt, steht der Konsum weiterhin auf wackeligen Füßen, denn er hat noch immer mit den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung zu kämpfen. Über den Sommer dürfte das Reallohnwachstum ins Plus drehen. Dann könnte sich auch der Konsum wieder erholen – wie stark, wird von den Lohnerhöhungen abhängen. Dank der steigenden Konsumausgaben und der anziehenden Nachfrage aus dem Ausland sollte der Aufschwung im Jahresverlauf an Breite gewinnen.

Die japanische Notenbank wird wohl erst dann an der Zinsschraube drehen, wenn sie die Folgen niedrigerer Energiepreise, steigender Löhne und des schwächeren Yen besser abschätzen kann. Gerät die Wirtschaftsdynamik jedoch ins Stocken und die Inflation bzw. die Inflationserwartungen steigen nicht wie gewünscht, könnten sich die japanischen Währungshüter Ende 2015 oder Anfang 2016 gezwungen sehen, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die japanische Wirtschaft ohne weitere Schützenhilfe der „Abenomics“-Politik von selbst erholen wird.