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Fidelity Makroausblick Unklare Signale für die Weltwirtschaft

Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity International
Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity International

Für die Weltwirtschaft sind im vergangenen Monat von den Verbraucher- und Arbeitsmarktzahlen, den Umfragen zum Geschäftsklima sowie den Industrieaufträgen nur unklare Signale ausgegangen. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) der Industrieländer kommen nicht an den guten Stand von 2015 heran. Auch die für das verarbeitende Gewerbe der Schwellenländer zusammengefasste Umfrage übersteigt wieder nur knapp die Grenze zum Wachstum.

Insgesamt hat das Weltwirtschaftswachstum nach seinem Tiefpunkt zu Jahresbeginn zwar leicht Fahrt aufgenommen. Einige Anzeichen lassen jedoch darauf schließen, dass sich die Konjunkturdynamik nicht weiter beschleunigt. Ausschlaggebend für das konsumgetriebene Wachstum bleibt die in den meisten Industrieländern solide Tendenz bei Beschäftigung und Reallöhnen. Allerdings sollten Anleger das zuletzt etwas schwächere globale Verbrauchervertrauen im Auge behalten. In nächster Zeit könnte es zudem weltweit zu einer Straffung der Kreditkonditionen kommen. Dafür spricht die wahrscheinliche Zinserhöhung der US-Notenbank im Dezember.

Eurozone: Wenig berauschendes Wachstum erwartet

Die für die Eurozone veröffentlichten Augustdaten waren uneinheitlich. Bei annehmbarem Wachstum präsentiert sich der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex erstaunlich stabil, während die Beschäftigung nach dem Fünfjahreshoch merklich zurückgegangen ist.

Überraschend schwach waren die Zahlen für Deutschland, die so stark gefallen sind wie seit 2014 nicht mehr. Italiens Einkaufsmanagerindex bleibt auf Talfahrt und entpuppt sich zunehmend als Schwachstelle. Anders die Pendants für Frankreich und Spanien, wobei Ersterer den höchsten Stand seit über einem Jahr erklommen und Letzterer seinen hohen Wert behauptet hat.

Der Geschäftsklimaindex der Europäischen Kommission ist auf den tiefsten Stand seit 2013 gesunken während das Verbrauchervertrauen seinen Abwärtstrend fortgesetzt hat. Alles in allem lassen die neuesten Daten auf ein stabiles, wenngleich wenig spektakuläres Wachstum in der Eurozone schließen.

Bis auf weiteres bleibt der durch die stark gestiegenen Reallöhne angekurbelte private Konsum ein wichtiger Konjunkturmotor. Allerdings deutet sich mit dem zuletzt etwas schwächeren Verbrauchervertrauen eine gewisse Abkühlung an, da der von niedrigeren Energiepreisen ausgehende Rückenwind abflaut. Auch der vom Brexit-Votum verursachte Dämpfer für die britische Wirtschaft dürfte die Stimmung und das Wachstum im Euroraum im zweiten Halbjahr beeinträchtigen. Denn mehr als 7 Prozent der Warenexporte des Euroraum ins Vereinigte Königreich gehen.

Weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember sind daher wahrscheinlich. Denkbar wäre eine Verlängerung des quantitativen Lockerungsprogramms um sechs bis neun Monate oder eine Aufweichung der Kriterien für im Rahmen des Kaufprogramms infrage kommende Anleihen. Letzteres dürfte jedoch davon abhängen, wo die Anleiherenditen dann stehen.