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„Finanzberater – warum brauche ich den?“ So tickt die Generation Y bei der Geldanlage

Im Januar 2017 holt sich Janine Anders ihr Leben zurück. „Ich wollte immer Karriere machen“, sagt sie heute. Der Preis dafür: 15 Jahre lang arbeitet sie sich in einer Hamburger Feinkostkette hoch. 15 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, viermal im Jahr auch am Sonntag. Sie isst zwischen Tür und Angel. Sie bricht körperlich zusammen und nimmt ab da donnerstags frei. Immerhin. 2012 übernimmt sie ihre dritte Filiale.

Dann stirbt ihr Vater. „Auch er hatte immer viel gearbeitet“, sagt Anders, deren echter Name hier nicht erscheinen soll. Ihr wird klar, dass ihre Magenprobleme und ständigen Krankheiten mit der Arbeit zu tun haben. Und dass sie gehen muss. Vier Jahre sucht sie nach einer Alternative, dann findet sie einen Platz in einer Anwaltskanzlei als ungelernte Kraft. „Ich muss zwar nun aufs Geld achten, bin aber wieder gesund, kann Sport treiben und meine Freundschaften pflegen“, erzählt sie und legt diesen Satz nach: „Wie schön kann doch das Leben sein, ich bin so dankbar."

Mit Mitte 30 und genau dieser Ansicht gehört sie in eine Generation, für die es viele Namen gibt und die gerade im Begriff ist, die Welt zu verändern. Es sind Menschen, die zwischen 1980 und 1997 geboren wurden, wobei diese Spanne von Studie zu Studie abweicht. Man nennt sie die Generation Y. Das kann man als alphabetischen Nachfolger der Generation X auffassen, die in den 60ern und 70ern zur Welt kam. Andere Begriffe für die Ypsiloner sind „Millennials“ und „Digital Natives“. Wobei es sicher nicht möglich ist, eine ganze Generation passgenau in eine Schublade zu stecken. Schnittmengen gibt es aber sehr wohl. Die Ypsiloner bekamen den Kalten Krieg nicht mehr mit und mussten materiell kaum etwas entbehren. Sie lernten, dass man morgens um halb zehn ein Knoppers isst. Dafür erleben sie seit der Jahrtausendwende ein Dauerfeuer an Krisen, die wahlweise die Vornamen Finanz, Wirtschafts, Schulden oder Euro tragen.

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In der „FAZ“ hießen die Ypsiloner mal „Generation Weichei“, was auf eine bestimmte Eigenart anspielt. Denn viele von ihnen sehen es nicht mehr ein, sich in der Arbeit verheizen zu lassen. Wie Janine Anders lassen sie eine Karrierechance sausen, um sich mehr mit ihren privaten Interessen zu befassen oder um die Familie zu kümmern. „Work-Life-Balance“ heißt das auf Modisch und unterscheidet sie deutlich von den Baby Boomern, den zwischen 1946 und 1964 Geborenen. Da verschanzte sich Papa wochentags gern in Fabrik oder Büro vor den schreienden Blagen. „Die ganze Denke ist heute anders“, sagt Mario Lenke. Er leitet bei der Deutschen Asset Management den lokalen Vertrieb in Deutschland und setzt sich schon deshalb mit der neu auf den Arbeitsmarkt strömenden Generation auseinander. „Manche Bewerber fragen schon beim Vorstellungsgespräch nach Work-Life-Balance und Urlaub. Das hätte sich früher niemand getraut.“

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