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„Finanzberater – warum brauche ich den?“ So tickt die Generation Y bei der Geldanlage

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Keiner nutzt eine App

Der Raum im Keller der Verbraucherzentrale Hamburg ist am Abend des 29. Mai gut gefüllt. 20 Zuhörer sind da, alles Studenten. An der Wand hängen Poster, eines zeigt die Bestandteile von Nutella. Die Luft steht, vorn sitzt Rechtsanwältin Anke Puzicha und erklärt Versicherungen und die Grundlagen der Geldanlage. Die jungen Leute lauschen konzentriert, erst nach weit über einer Stunde schaut mal einer aufs Handy. Auf einem von DAS INVESTMENT verteilten Umfragebogen kreuzen 16 Besucher an, dass sie sich bei Eltern und Freunden nach Finanzratschlägen erkundigen würden, 9 bei einem Finanzberater, 3 bei einer Bank. Zwei würden eine Website nutzen und keiner eine App.

Fragt man aber bei Berater-Pools nach, bleibt es verdächtig ruhig. Nur wenige Berater haben jüngere Kunden, und die haben meistens deren Eltern mit ins Haus gebracht. Ein Berater mit Ypsilon-Erfahrung ist Stephan Witt von der Berliner Firma Finum Private Finance. Witt bestätigt, dass die Generation ein bisschen anders tickt. „Bei ihnen zählt der Nasenfaktor, sie wollen ihren Berater im ersten Gespräch erst einmal kennenlernen“, berichtet er. Das dauere damit länger als früher, als man in Erstgesprächen meist schon Fakten geschaffen hatte. Ebenfalls anders sei es, wie der Kontakt anschließend weiterlaufe. SMS und Whatsapp sind bei Witt Standard, um Termine abzusprechen. Will jemand aber einen Auftrag erteilen, bremst Witt aus Datenschutzgründen aus.

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Überhaupt, dieser Datenschutz. Christian Funke staunte nicht schlecht, als er von einem Kunden das Foto einer Lohnsteuerbescheinigung als Whatsapp-Nachricht empfing. „Jüngere Kunden haben hierbei kaum Bedenken, ganz anders als die älteren“, sagt der Vorstand der Vermögensverwaltung Source for Alpha. Inzwischen habe man die Datenschutzrichtlinien überarbeitet und festgelegt, was man übers Handy verschicken darf und was nicht. Depot-Informationen zum Beispiel definitiv nicht, so Funke. Auch er hat beobachtet, dass jüngere Kunden ihren Berater trotz aller Liebe zu digitalen Medien mindestens einmal persönlich treffen wollen. Und noch etwas: „Sie sind gegenüber Aktien offener und haben weniger Angst vor Inflation als ältere Anleger.“ Vermögensaufbau laufe deshalb meistens einfach über Einzahlpläne.

Auch bei Lothar Koch versuchen jüngere Kunden eher etwas anzusparen, als dass sie größere Summen mit ins Haus bringen. Dem Leiter des Portfoliomanagements bei der Düsseldorfer GSAM + Spee Asset Management ist aufgefallen, dass bei Ypsilonern Spaß und Nutzen im Vordergrund stehen. „Sie haben keine Lust, sich mit Geld zu beschäftigen, und lassen die Beratung den Eltern zuliebe klaglos über sich ergehen“, so der Berater. Ein Kunde setzte einmal ein deutliches Zeichen, für wie wichtig er das alles hielt. Er ließ sich am Telefon beraten, und irgendwann merkte Koch, dass er dabei auf dem Fahrrad saß und auf dem Weg zur Uni war. „Diese Generation hat einfach andere Ziele als den klassischen Reichtum“, schließt Koch aus solchen Erlebnissen.

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