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„Finanzberater – warum brauche ich den?“ So tickt die Generation Y bei der Geldanlage

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Etwas anderes berichtet Doris Biersack-Press. „Je nach Bildung und Beruf fragen jüngere Kunden detaillierter nach als ältere, das Gespräch dauert dann etwas länger“, so die Chefin von Mando-Finanz in Regensburg. Viele hätten sich schon im Internet informiert, Biersack-Press soll diese Erkenntnisse häufig einordnen.

An einer anderen Sache wird deutlich, wie heterogen die Ypsilon-Menge sein kann. Bei Biersack-Press hat nämlich noch kein Ypsiloner darauf bestanden, dass eine Geldanlage nachhaltig gemanagt wird. Auch im Info-Keller der Verbraucherzentrale kreuzten nur 5 der 20 Zuhörer dieses Kriterium an. Eine Umfrage des Investment-Dienstleisters Spectrem hingegen ergab, dass es für jeden zweiten Ypsiloner durchaus ein wichtiger Faktor ist. Das passt auch zur Frage „Warum?“, die die Generation Y kennzeichnet. Warum sollte man daran mitverdienen, wenn in Syrien  Bomben auf Kinder fallen?

Christian Funke,
Vorstand Source for Alpha:
„Jüngere Kunden
sind gegenüber Aktien
offener und haben
weniger Angst vor Inflation
als ältere Anleger“

Christian Funke kennt beide Ansichten unter seinen Kunden, ebenso wie Lothar Koch. Der stellt aber hier und da Lücken im Detail fest. Zum Beispiel bei der Info, dass Airbus und Boeing auch Kriegsflugzeuge bauen. Auch bei den jüngeren Kunden von Gerhard Friedenberger, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, kommt Nachhaltigkeit gut an und breitet sich aus.

So zerfahren das Bild hierbei wirkt, so einheitlich sieht es in einem anderen Gebiet aus: Weil Ypsiloner ohne zu streamen, zu texten und zu posten kaum noch leben können, interessieren sie sich auch für die Unternehmen, die dahinterstecken. Nur wenige sind deshalb komplett abgeneigt, sich eine Portion Technik-Aktienfonds ins Depot zu legen. Bei Doris Biersack-Press ist es zum Beispiel der Allianz Global Artificial Intelligence, der sich mit denkenden Maschinen auseinandersetzt.

Auch scheint es so, dass Ypsiloner meist durch ihre Eltern zu einem Berater finden. Neukunden haben häufig den Nachteil, dass sie für eine echte Vermögensverwaltung mangels Masse noch nicht geeignet sind. „Indexfonds und vermögensverwaltende Fonds bieten hier immerhin einen Ausweg“, meint Gerhard Friedenberger. Eine Vermögensberaterin, die namentlich nicht genannt werden möchte, wirft ein: „Wegen der neuen Regulierung durch Mifid II ist unter 150.000 Euro ein Gespräch meist nicht mehr möglich.“ Die meisten Vermögensberater suchten deshalb gar nicht erst nach jungen Kunden.

Das mag Honorarberater Rolf Adam von Adam Investments in Hamburg so nicht gelten lassen. Er habe neue Kunden, die gut verdienen und sich seinen Stundensatz von 200 Euro leisten können und auch wollen. „Das Honorar zeigt ihnen, dass ich wirklich unabhängig berate“, sagt Adam. Regulation ist kein Hindernis, findet er: „Man braucht nun mal Sorgfalt und Dokumentation, dieser Aufwand ist nicht neu.“ Verschiedene Meinungen auch hier.

Auf die Frage nach einem Finanzberater antwortet Janine Anders mit der Y-typischen Gegenfrage: „Warum? Brauche ich denn einen?“ Nach 15 Jahren hat sie erst einmal andere Dinge im Sinn als Geld. Leben zum Beispiel.

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