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"Stern"-Reporter Wigbert Löer „Maschmeyer ist ein genialer Menschenfänger“

Wigbert Löer
Wigbert Löer
DAS INVESTMENT.com: Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über Carsten Maschmeyer zu schreiben?

Wigbert Löer: Im März 2014 haben wir eine Titelgeschichte über Maschmeyers Cum-Ex-Geschäfte veröffentlicht. Daraufhin meldeten sich weitere Informanten bei uns. Was sie zu berichten hatten, ging weit über die Cum-Ex-Geschäfte hinaus.

Und betraf auch Maschmeyers AWD-Vergangenheit. Sie behaupten zum Beispiel zu wissen, wie viele AWD-Geschädigte es in Deutschland gibt?

Wir können das annähernd und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nachvollziehen. Es müssten weit mehr als 100.000 sein. Wir haben eine Tabelle, in der alle vom AWD zwischen1989 und 2003 vermittelten geschlossenen Fonds - das waren hauptsächlich Immobilienfonds - aufgelistet sind. In Deutschland waren das 240.000. Die meisten dieser Produkte haben über die Jahre sehr schlecht abgeschnitten. Wenn man davon ausgeht, dass einige Anleger mehrere Beteiligungen beim AWD gezeichnet haben, kommt man auf diese Anzahl.

Aus Erfahrung wissen wir bei DAS INVESTMENT, dass die AWD früher unter Maschmeyer sehr empfindlich auf kritische Berichterstattung reagierte. Nun haben Sie ein ganzes Buch über ihn geschrieben. Haben Sie nach der Veröffentlichung etwas vom AWD-Gründer - oder seinen Anwälten - gehört?

Nein. In einem Interview mit der Bildzeitung allerdings bestätigte Carsten Maschmeyer, dass er rund zwei Millionen Euro für die Rechte an dem Buch vom Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder gezahlt hatte. Bis dahin war ja lediglich von einer Million Euro die Rede.

Wie fanden Sie heraus, dass es mehr waren?

Durch Unterlagen für das Finanzamt. Es gab am Anfang keinen schriftlichen Vertrag zwischen Maschmeyer und Schröder. Allerdings wollte Maschmeyer die zwei Millionen Euro, die er für die Buchrechte bezahlte, offensichtlich von der Steuer absetzen. Das Finanzamt verlangte etwas Schriftliches - die hohe Summe erschien den Beamten offenbar nicht glaubwürdig.