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Finanzexperten zum Amtsantritt von Donald Trump Christoph Bruns: „Radikale Maßnahmen von Donald Trump? Noch dürfen wir gelassen sein“

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Haben deutsche Autobauer etwas zu befürchten?

Bruns: Das sehe ich gelassen. Die deutsche Autoindustrie produziert in Mexiko zwar manches für den US-Markt. Die Europäer hätten aber sehr wohl ebenfalls die Möglichkeit zu sehen, wo die Amerikaner empfindlich sind: Finanzdienstleistung, Rechtsanwaltsdienstleistung, Steuerberatung, Investmentbanken – da könnte man mit Steuern und Zöllen mal gegenarbeiten. Da kämen bald viele Lobbyisten zu Trump. Außerdem müsste er seine Vorschläge erst in Gesetzesform gießen und die Gesetze müssen dann die Parlamente passieren.

Man muss sich nur Sorgen machen, dass ein Mann mit solchen wirren Ansichten nachts herumzwitschern kann. Immerhin ist es jedoch unterhaltend.

Wie geht es weiter mit der US-Konjunktur: Glauben Sie, dass die angekündigten Steuersenkungen, Infrastrukturausgaben und Deregulierung die US-Wirtschaft ankurbeln werden?

Bruns: Das Interessanteste für die Börsen sind die Steuersenkungen. Sie werden in der Tat einen kleinen Boom, vielleicht ein Strohfeuer auslösen. Wenn sie sich durchsetzen lassen, wovon ich ausgehe, werden sie in der Tat die Gewinne der Unternehmen steigen lassen. Sie sind aber inzwischen scheinbar schon eingepreist. Ein zweites Thema ist die Deregulierung. Trump will viel Bürokratie abschaffen. Das könnte gut für das Wirtschaftswachstum sein.

Wird dieses Wachstum Ihrer Meinung nach nachhaltig sein?

Bruns: Vermutlich nicht. Nachhaltig bedeutet ja auch, dass es eingebettet ist in eine weltweite Aufwärtsentwicklung. Wir haben aber in den USA durch Trump eine Sonderentwicklung. Ich glaube, dass er tatsächlich die Steuern für Unternehmen und Bürger senken wird. Dadurch dürfte jedoch die Verschuldung noch steigen. Außerdem: Wenn die Zinsen steigen, hat das empfindliche Konsequenzen für den Häusermarkt, der wiederum für die Amerikaner sehr wichtig ist. Die Dinge hängen voneinander ab. Ich sehe das also eher als vorübergehenden Schub für die US-Wirtschaft.

Viele Experten haben schon vor Monaten gewarnt, dass der US-Aktienmarkt insgesamt überbewertet sei. Seitdem sind die Kurse noch einmal stark gestiegen. Mit Blick auf einen Präsidenten Trump ist sogar eine neue Euphorie spürbar. Würden Sie momentan auf US-Titel setzen?

Bruns: Amerikanische Aktien haben sich zuletzt gut entwickelt, auch durch den Trump-Schub. Ob das langlebig ist, ist noch nicht ganz klar. Andererseits sind US-Aktien sehr teuer. Andere Länder und Regionen haben günstigere Aktien. Anleger werden aufgrund der gestiegenen Unsicherheit guttun, die USA erst einmal zu meiden und abwarten, ob die hohen Preise zu rechtfertigen sind. Und ob Trump auch Sinnvolles gelingt. Beides ist zu sehr offen. Ich würde mein eigenes Geld nicht drauf setzen.

Europa sieht günstiger aus, ebenso wie Asien: Da gibt es die günstigsten Aktien. Dazu gehört auch Japan. China hatte zuletzt durchwachsene, in der Tendenz aber etwas gefestigte Daten. Da sehe ich Möglichkeiten.

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