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Vermögensverwalter Wolfgang Köbler über ETFs „Finanzielle Massenvernichtungswaffen“

Warnt vor ETFs: Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg
Warnt vor ETFs: Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg | Foto: KSW Vermögensverwaltung

Im vergangenen Jahr flossen allein in Europa nach Angaben von Morningstar rund 100 Milliarden US-Dollar in ETFs. Das Gesamtvolumen aller ETF betrug 2017 weltweit gut 4.000 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 könnten rund 6.000 Milliarden US-Dollar in indexorientierten Produkten angelegt sein.

ETF-Phänomen Flash-Crash

Mit dem Erfolg der ETFs wachsen allerdings die Risiken. Das hat man in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen. Am 24. August 2015 rauschte der S&P-500-Index zu Handelsbeginn innerhalb von 15 Minuten um 7 Prozent ab, weil unzählige Händler Anteile am S&P-500-ETF abstießen. Da es in diesen Minuten schlichtweg keine Käufer gab, wurde es immer schwieriger, den korrekten Wert des Fonds zu berechnen. Innerhalb von einer Stunde normalisierte sich die Lage wieder. Es ist bis dato der größte Flash-Crash der Geschichte.

Am 4. Februar 2018 gab der Dow Jones im Tagesverlauf bis zu sechs Prozent nach. Wieder gerieten ETFs und vor allem Computerprogramme, die rein auf ETFs basierte Handelsstrategien managen, in die Kritik. Nach Angaben des Investmentmanagers Blackrock betrug das gesamte Handelsvolumen in dieser Börsenwoche allein bei ETFs 1.000 Milliarden US-Dollar.

Für diese ETF-Crashs gibt es eine gute Erklärung. ETFs beinhalten zwar die Werte eines Index, den sie abbilden, doch Anleger handeln diese Werte nicht direkt. Wie bei einer Aktie wird der Kurs des ETFs durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Will jeder verkaufen aber niemand kaufen, kann der ETF-Kurs massiv vom Index, den er abbildet, abweichen. Im Ergebnis haben ETFs die Struktur unserer Kapitalmärkte grundlegend verändert.
Solange der Börsenhandel in ruhigen Bahnen verläuft, sind ETFs ein kostengünstiges Mittel zu investieren.

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Schwierig wird es in außergewöhnlichen Marktlagen. Dann tendiert die Konstruktion dazu, diese Marktlage zu verstärken. Nach einer Untersuchung des Instituts für Vermögensaufbau waren bei Auftragsgrößen von über einer Million Euro deutlich höhere Geld-Brief-Spannen und teilweise Liquiditätsprobleme erkennbar. Hier relativiert sich die niedrige Managementgebühr von ETFs. Durch die erhöhten Spreads werden solche Produkte teurer als aktiv gemanagte Fonds.

Renten-ETFs besonders gefährlich

Besonders bei Renten-ETFs ist Vorsicht geboten. Die großen Indizes auf Staatsanleihen haben die Eigenheit, dass die Zusammensetzung innerhalb des Index den Staaten eine größere Gewichtung beimisst, die höher verschuldet sind. Durch die Anleiheaufkaufprogramme der Notenbanken ist die Liquidität in diesen Segmenten extrem verzerrt, was bei fallenden Anleihekursen zu einem höheren Abgabedruck führt und Kursverwerfungen mit sich bringt.

Autor Wolfgang Köbler ist Vorstand der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg.

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