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in Fondsmanager-InterviewLesedauer: 3 Minuten

Flossbach-von-Storch-Manager Frank Lipowski über die globalen Rentenmärkte „Die Zinspolitik könnte zu einem wichtigen Wahlkampfthema werden“

Frank Lipowski managt für Flossbach von Storch den Rentenfonds FvS Bond Opportunities
Frank Lipowski managt für Flossbach von Storch den Rentenfonds FvS Bond Opportunities

DER FONDS: Die US-Notenbank hat den Leitzins erhöht, Fed-Chefin Janet Yellen hat bereits weitere Schritte in Aussicht gestellt. Was tut sich da 2017 jenseits des Atlantiks?

Frank Lipowski: Wir halten den Renditenanstieg bei US-Staatsanleihen für ein begrenztes Phänomen. Es gibt gewichtige Gründe, die gegen eine nachhaltige Zinswende in den USA sprechen – zum Beispiel die Tatsache, dass US-Präsident Donald Trump weder einen stärkeren Dollar noch höhere Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher haben will.

Und wie steht es um die Geldpolitik in Europa, kommt dort die Zinswende?

Unseres Erachtens nicht. Der jüngste Inflationsanstieg in der Eurozone dürfte die EZB nicht von ihrer langfristigen Nullzinspolitik abbringen. Zum einen hat Mario Draghi jüngst mehrfach betont, den gesamten Währungsraum im Blick zu haben und nicht eine speziell auf Deutschland zugeschnittene Geldpolitik zu betreiben. Zum anderen will er kurzfristige Preiseffekte wie diejenigen bei Energie nicht überbewerten. Die EZB ist praktisch gezwungen, die Staatshaushalte durch dauerhaft niedrige Zinsen geldpolitisch abzusichern – wenn es sein muss, auch gegen erbitterten Widerstand aus Deutschland. Die EZB wird die Zinsen unseres Erachtens noch lange tief halten, weil sie sie tief halten muss. Der Zielkonflikt, sowohl für Preisstabilität als auch für den Zusammenhalt der Eurozone sorgen zu wollen, wird damit immer deutlicher. 2017 dürfte die Kritik an dieser Politik zunehmen, was zu einem wichtigen Wahlkampfthema in Deutschland werden könnte.

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Wie richten Sie Ihr Portfolio angesichts dieser Einschätzung aus, welche Laufzeiten bevorzugen Sie?

Nach dem deutlichen Renditenanstieg für qualitativ hochwertige Anleihen hat sich deren Chance-Risiko-Verhältnis verbessert. Wir haben die Kursrückgange genutzt und zwischenzeitlich einige Positionen in US-Staatsanleihen und Bundesanleihen aufgebaut. Die Duration des Gesamtportfolios unter Berücksichtigung von Kasse und Futures haben wir wieder etwas verlängert – von etwas unter 5,0 Jahren zu Beginn des vierten Quartals auf 5,8 Jahre zum Jahreswechsel. Diese durchschnittliche Duration ergibt sich nicht aus einer breit gewählten Laufzeitenspanne, sondern wir haben uns recht konzentriert in den mittleren Laufzeiten – sechs bis acht Jahre – positioniert.

Auf welchen Märkten drohen derzeit Gefahren, wo setzen Sie regionale Schwerpunkte?

Die Märkte für Unternehmensanleihen und Hochzinsanleihen haben 2016 eine außergewöhnliche Wertentwicklung erlebt. Die Credit Spreads waren deutlich rückläufig, was gerade im vierten Quartal einen großen Teil des globalen Zinsanstiegs bei Staatsanleihen puffern konnte. Bei einem etwaigen Zinsanstieg auf Grund von Wachstumseuphorie dürfte es unseres Erachtens also dann heute auch die Anleihen schwächerer Qualität treffen. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Regional liegt der Schwerpunkt auf Unternehmen aus den USA und Europa.

Sie agieren unabhängig von einem Referenzindex und haben 2016 viele Konkurrenzfonds locker abgehängt. Welche Positionen haben am stärksten zur Outperformance beigetragen?

Ohne auf Einzelpositionen einzugehen, war die offensive Positionierung in den Bereichen Credit und High-Yield zu Beginn des Jahres 2016 sehr hilfreich. Hier haben wir die Möglichkeit genutzt, Anleihen mit sehr viel eingepreistem Risiko günstig zu erwerben. Als zweites ist unsere defensive Ausrichtung bei der Duration ab Sommer zu nennen. Unsere Überlegung basierte jedoch nicht auf eine Vorhersage zum Wahlausgang in den USA, sondern wieder auf unserem Chancen-Risiko-Ansatz. Zinsen und Credit Spreads waren tief, die Zinskurven flach. Ein denkbar schwieriges Umfeld. Also nahmen wir eine eher abwartende Haltung ein, was sich im Herbst auszahlte.

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