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Flossbach-von-Storch-Stratege Philipp Vorndran: „Während Trumps Mauerbau-Diskussion haben wir mexikanische Peso-Bonds gekauft“

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Verschiedentlich wird in den letzten Wochen vermutet, dass die EZB ihr Anleihenkaufprogramm bald beenden könnte. Sie könnte schon in diesem Sommer ein Tapering ankündigen. Glauben Sie das auch?

Vorndran: Die Diskussion darüber ist nur allzu verständlich. Sie entspringt der Sehnsucht vieler Notenbanker nach Normalität, einer „normaleren“, weniger expansiven Geldpolitik. Der Spielraum der Notenbank ist aus den zuvor genannten Gründen aber begrenzt, mehr noch: Die EZB wird den Zins niedrig halten, weil sie ihn niedrig halten muss! Selbst wenn sie ihre Anleihekäufe leicht zurückfährt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie ihre Geldpolitik perspektivisch deutlich straffen kann. Ein wenig geldpolitische Hygiene, mehr nicht.

Wie sähe eine „Notlandung“ aus, von der Sie in dem damaligen Interview sprachen?

Vorndran: Es gibt verschiedene Szenarien, die wir als Investoren intellektuell durchspielen müssen, ohne uns dabei ein bestimmtes festzulegen. Vielleicht werden die Notenbanken den Großteil der Staatsanleihen aufkaufen, und die Staaten versuchen, sich auf diese Weise am eigenen Schopfe aus dem Schuldensumpf zu ziehen. Möglicherweise führt die ultralockere Geldpolitik dann irgendwann dazu, dass die Menschen ihr Vertrauen in das Papiergeldsystem verlieren.
Oder wir erleben das „große Wirtschaftswunder“ – die Steuereinnahmen sprudeln und die Staatsschulden schrumpfen. Möglicherweise, vielleicht, eventuell, hätte, könnte. Das ist sehr viel Konjunktiv.

Wie sieht Ihrer Meinung nach eine perfekte Asset-Allokation momentan aus?

Vorndran: Perfekt ist ein großes Wort, ein hehres Ziel, das impliziert, immer alles richtig zu machen. Leider funktioniert das in der Praxis nicht. Was wir empfehlen, ist, deshalb ein Portfolio möglichst robust aufzustellen – das Vermögen aufzuteilen auf verschiedene Anlageklassen, Einzeltitel und Währungen. Im Vordergrund sollte stets das Chance-Risiko-Verhältnis einer jeden Anlage stehen. Kursschwankungen sind nicht per se ein Risiko, sondern bieten von Zeit zu Zeit attraktive Einstiegsgelegenheiten. Der Gewinn liegt bekanntlich auch im Einkauf.

Ihr Flaggschifffonds Der FvS MO ist ein Mischfonds und setzt also auch auf Rentenpapiere. Wie lässt sich damit im derzeitigen Kapitalmarktumfeld Geld verdienen?

Vorndran: Wir sind geduldig, gehen opportunistisch vor. Wir warten auf Anlagegelegenheiten und versuchen sie dann auch zu nutzen. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass es auch im Nullzinsumfeld  immer mal wieder Gelegenheiten gibt, attraktive Anleihen zu erwerben. Die Attraktivität einer Anleihe definiert sich nur meist nicht mehr über die Höhe des Zinskupons, sondern über den Kurs, zu dem der Anleger den Bond erwerben kann. Wir haben beispielsweise, als alle Welt über Trumps Mauerbau diskutiert hat,  mexikanische Peso-Bonds gekauft. Die Kurs- und Währungsgewinne aus diesen Positionen haben wir mittlerweile realisiert.

Hat das Konzept Mischfonds angesichts des Zinsumfelds eine Zukunft?

Vorndran: Natürlich! Ein Vermögen erhalten und mehren, indem man es auf verschiedene Anlageklassen aufteilt – dieses Konzept hat sich über Jahrhunderte bewährt. Daran wird auch das Zinsumfeld nichts ändern.

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