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Folgen der Türkei-Krise Schwellenländer unter Druck

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Der Türkei stünden nun Kontrollen des Kapitalverkehrs und ein Plan des internationalen Währungsfonds bevor, der an einige Bedingungen geknüpft sein werde. „Die Alternative dazu ist eine Abwärtsspirale, die so lange anhalten dürfte, bis die ersten beiden Optionen doch schmackhaft erscheinen“, sagt Catechis voraus.

Abhängige Notenbank

Die mangelnde Unabhängigkeit der türkischen Notenbank sehen Experten als Hauptproblem, das internationale Investoren veranlasst, ihr Geld aus der Türkei abzuziehen.

Das Land sei auf dem Weg in eine Hyper-Inflation, sagt Francis Scotland, Leiter des Makro-Research bei Brandywine Global, ebenfalls eine Legg-Mason-Tochter: „Das Geldmengenwachstum liegt bei etwa 24 Prozent. Marktkräfte werden attackiert, weil das Finanzministerium und die Zentralbank unter einem Dach konsolidiert und der Schwiegersohn des Präsidenten kurzerhand zum Finanzminister berufen wurde. Das ist ein klassischer Weg in die Hyper-Inflation – ein Weg, auf dem die normalen, selbstregulierenden Marktmechanismen nicht mehr funktionieren, da sich die Regierung direkt an die Zentralbank wendet, um die Disziplin zu umgehen, die Investoren und Kreditgeber fordern.“

Die Statistik belegt die These: Im April habe die Inflation noch bei 14 Prozent gelegen, aktuell dürften es eher etwa 20 Prozent sein, so Scotland. Und weiter: „Das heißt, die türkische Lira müsste um 20 Prozent pro Jahr abwerten, nur damit das Land wettbewerbsfähig bleibt – und das würde die Inflation nur noch weiter anheizen.

Schwellenländer-Währungen unter Druck

Die Krise scheint auch andere Schwellenländer zu erfassen. Auf breiter Front gehen Währungen der Emerging Markets in die Knie. Besonders hart traf es Indien: Die indische Rupie stürzte gegenüber dem US-Dollar auf einen historischen Tiefststand. Hintergrund: Internationale Investoren ziehen aus Sorge um eine Abwärtsspirale in großem Stil Kapital aus den Emerging Markets ab. Dass Zinsen für US-Anleihen seit Jahren steigen, verstärkt diesen Trend noch.

„Obwohl die Schwäche der Türkei die allgemeine Skepsis gegenüber der Schwellenländer-Anlageklasse wieder vergrößert, halten wir die Ansteckungsgefahr für Schwellenländer sowie die Weltwirtschaft für begrenzt“, sagt Lale Akoner, Marktstratege bei BNY Mellon Investment Management.

Denn Länder wie Brasilien, Indien, Indonesien und Südafrika, die ähnlich wie die Türkei große Leistungsbilanzdefizite hatten und während des Taper Tantrum im Mai 2013 die größten Währungseinbrüche erlitten, haben ihre Fundamentaldaten Akoner zufolge seitdem verbessert. „Aus unserer Sicht ist die Türkei daher die Ausnahme und nicht die Regel. Dennoch hat die Krise in der Türkei die negative Stimmung von Anlegern gegenüber Schwellenländern im Allgemeinen wieder verstärkt. So ist die Sorge groß, dass sich Schwellenländer im Zuge der weltweiten Liquiditätsverknappung durch die Zentralbanken der westlichen Welt schlechter finanzieren können.“ Hinzu komme die Frage, in welche Richtung sich die US-Handelspolitik von Donald Trump entwickelt, wenn die USA sogar einem Nato-Verbündeten Zölle auferlegen.

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