LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Folgen eines Euro-Zerfalls

Seite 2 / 3



Mögliche Kettenreaktion

Das muss noch nicht unbedingt bedeuten, dass der Euro als Ganzes zerbricht. Wenn ein Land mit einer höheren Verschuldung ausscheidet, könnten die anderen ganz einfach weitermachen.

Es ist freilich zu vermuten, dass der Rest des Euros dann unter erheblichen Druck gerät, weil der Markt vermutet, dass auch andere Länder den Euro verlassen. Hier liegt ein Keim für weitere Austritte. Wenn ein Land mit einer niedrigeren Verschuldung aus¬scheidet (etwa Deutschland), ist denkbar, dass sich andere ihm anschließen (so wie das Österreich lange Jahre an die D-Mark tat). Die dann noch verbleibenden Euroländer sind gefährdet, weil der Rest des Euros dann seine Attraktivität als Stabilitätsanker verloren hat.

Politisches Fiasko ist nicht zwangsläufig

Politisch wäre ein Zerbrechen des Euro ein schwerer Rückschlag für die EU. Dass sie ebenfalls auseinanderfallen würde (also Merkels "Scheitert der Euro, scheitert Europa"), ist aber keineswegs zwangsläufig.

Es könnte auch sein, dass die EU-Mitglieder dann besondere Anstrengungen unternehmen, um dies zu verhindern. Was jedoch passieren würde ist, dass wichtige Errungenschaften wie die Freiheit des Kapitalverkehrs, eventuell auch die offenen Grenzen zumindest temporär außer Kraft gesetzt würden.

Nur auf diese Weise ließe sich verhindern, dass Kapital aus den Ländern mit höherer Verschuldung abfließt (oder physisch über die Grenzen getragen wird). Das deutsch-französische Verhältnis würde schwieriger, wenn es keine gemeinsame Währung mehr gäbe.

Was sich ändern würde

Interessanterweise gäbe es bei der Aufspaltung der Geldpolitik die wenigsten Probleme. Die Europäische Zentralbank würde aufgelöst. Die nach wie vor bestehenden nationalen Zentralbanken übernähmen die Steuerung von Zinsen und Liquidität. Die technische Durchführung der Geldmarktgeschäfte lag auch bisher in ihren Händen.

Wirtschaftlich gäbe es erhebliche Kosten und Unsicher¬heiten. Neues Bargeld müsste gedruckt werden (weil das lange dauert, würde man sich am Anfang vermutlich damit behelfen, auf die Banknoten den neuen Namen zu stempeln). In Unternehmen und Banken müssten die IT-Systeme umgestellt werden. Verträge im innereuropäischen Handel müssten neu formuliert werden. Kassen- und Bargeldautomaten müssten umgestellt werden. Es gibt Schätzungen, nach denen die Kosten allein für Deutschland bei über 250 Milliarden Euro liegen würden, was mir freilich sehr hoch zu sein scheint.

Eine Rezession zumindest in Europa wäre unvermeidbar. Die Unternehmen würden sich mit Investitionen zurückhalten, solange die Perspektiven der weiteren Entwicklung nicht absehbar sind.

Tipps der Redaktion