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Fonds-Portrait R Club Wie Carmignac – nur offensiver

Philippe Chaumel, Manager des R Club
Philippe Chaumel, Manager des R Club
Das Thema „Mischfonds aus Frankreich“ ist bei Anlegern ziemlich einseitig belegt – die meisten assoziieren damit den Carmignac Patrimoine. Kein Wunder angesichts der Popularität, die Fondsgründer Edouard Carmignac mit dem derzeit rund 22 Milliarden Euro schweren Klassiker sowohl in seiner Heimat als auch hierzulande genießt. Doch es gibt auch noch andere attraktive Franzosen, die weniger im Rampenlicht stehen und trotzdem eine gute Figur machen.

Dazu gehört unter anderem der R Club aus dem Traditionshaus Rothschild Gestion. Der rund 440 Millionen Euro schwere, anfangs weitgehend intern genutzte Fonds ging am 15. November 1989 nur eine Woche später als der Carmignac Patrimoine an den Start. Seit Rothschild ihn im April 2003 zu einem flexiblen Mischfonds umgestaltete und Philippe Chaumel mit dem Management betraute, erzielte er eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,0 Prozent. Das ist pro Jahr ein ganzer Prozentpunkt mehr als beim Carmignac Patrimoine.

Im Vergleich zu Edouard Carmignac agiert Fondsmanager Philippe Chaumel mit seinem Fonds deutlich offensiver. Während Carmignac stets mindestens 50 Prozent des Portfolios in Renten und Geldmarktpapieren hält, kann Chaumel den Aktien- und Rentenanteil je nach Marktlage zwischen 20 und 80 Prozent variieren. Derzeit schöpft er die maximale Aktienquote von 80 Prozent voll aus, insgesamt stecken 60 Prozent des gesamten Portfolios in europäischen Titeln. „Diese Aktien bieten nach unserer Einschätzung mehr Aufwärtspotenzial als US-Titel, da der US-Wirtschaftszyklus bereits weiter fortgeschritten ist als der europäische“, begründet der Rothschild-Manager.

Die insgesamt niedrigste Aktienquote hatte der seit 2003 von Chaumel gemanagte Fonds in den Jahren 2006 bis 2008: Seit Mitte 2008 bis Anfang 2009 hat er die Quote von 20 Prozent dann Schritt für Schritt aufgestockt.

Zu seinen Favoriten zählt Chaumel derzeit neben anderen europäischen Unternehmen wie Peugeot, Daimler und BNP Paribas unter anderem die Bank Société Générale. „Diese Aktie halten wir unter anderem deshalb für attraktiv, weil das Institut im in Frankreich sehr profitablen Privatkundengeschäft gut aufgestellt ist“, sagt Chaumel.

Seine aktuelle Vorliebe für französische Aktien mit einem Anteil von 25 Prozent am Aktienportfolio beziehungsweise die Vorliebe für europäische Aktien im Allgemeinen will Chaumel aber keineswegs als Home Bias verstanden wissen. „2007 beispielsweise hatte ich europäische Aktien gegenüber US-Werten untergewichtet“, erläutert er. Derzeit spielen US-Aktien mit 3 Prozent Anteil am Portfolio praktisch keine Rolle, da Chaumel sie für zu teuer hält.

Bei der Titelauswahl für das europäische Aktienportfolio bevorzugt der Franzose Unternehmen, die auch im Falle eines schwächeren Wachstums attraktive Perspektiven bieten. „Aus diesem Grund meide ich momentan zum Beispiel Aktien aus den Bereichen Luxusgüter, Getränke und Chemie, auf die sich Zinserhöhungen negativ auswirken könnten und die ein hohes Engagement in Schwellenländern haben“, so Chaumel.

Einen Bogen macht er derzeit auch um zehnjährige deutsche Staatsanleihen. Stattdessen bevorzugt er Kurzläufer aus Kerneuropa sowie Papiere mit längerer Duration aus den europäischen Peripherieländern. Insgesamt hält Chaumel derzeit gut ein Viertel des Portfolios in Staatsanleihen, rund 5 Prozent stecken in Kreditverpflichtungen.

Mit seinem offensiv aufgestellten Portfolio schneidet Chaumels Fonds über drei und fünf Jahre im FWW-Gruppenvergleich flexibler globaler Mischfonds sehr gut ab: Über drei Jahre belegt er mit einem Plus von 48,4 Prozent Rang 8 von 357 Fonds (Stichtag: 5. Oktober). Auch über fünf Jahre liegt der Fonds mit 40,8 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Vergleichsgruppe. In den vergangenen Monaten ging allerdings einiges der zuvor erzielten Outperformance wieder verloren. „Da hat uns die Krise in China einiges an Performance gekostet“, gesteht Chaumel ein. Trotzdem: Auch in den vergangenen, für offensive Anlagekonzepte nicht eben einfachen sechs Monaten liegt der R Club gleichauf mit dem Carmignac Patrimoine.

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