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Fondsmanager Andreas Hauser über Südeuropas Aktienmärkte „Ein zweiter Schuldenschnitt für Griechenland ist realistisch“

Andreas Hauser
Andreas Hauser
DER FONDS: Wann waren Sie zum letzten Mal persönlich vor Ort in Griechenland?

Andreas Hauser:
Das war 2013, anlässlich einer Konferenz. Damals hatte ich einen sehr positiven Eindruck vom Land. Ich war unter anderem in Athen – da habe ich nichts von einer Euro-Angst oder Euro-Skepsis bemerkt. Ich kann mir gut vorstellen, im nächsten Jahr noch einmal privat hinzufahren. Obwohl ich dann das Land natürlich auch mit den Augen eines Fondsmanagers betrachten würde.

„Wer an Europa glaubt, muss auch an Südeuropa glauben“ lautet der Wahlspruch Ihres 2013 aufgelegten Fonds. Was müsste passieren, um Ihren Glauben zu erschüttern?

Dazu müsste die Eurozone schon in Gänze auseinanderbrechen. Es müssten mehrere Länder und vor allem die Schwergewichte, die die Eurozone tragen – Italien, Frankreich, Spanien und auch Deutschland – die Eurozone verlassen. Dann würde dieser Leitspruch nicht mehr gelten. Dann müsste man aber auch die Eurozone in Frage stellen.

Griechische Aktien sind in Ihrem Fonds derzeit so gut wie gar nicht gewichtet. Heißt das, Sie haben zumindest dieses südeuropäische Land schon abgeschrieben?

Nein, auf keinen Fall. Diese niedrige Gewichtung liegt daran, dass der griechische Aktienmarkt insgesamt sehr klein ist. Vor allem im Vergleich zu den anderen Peripherie-Ländern. Außerdem wollen wir die Risiken auf viele verschiedene Länder breit streuen. Bezogen auf die Marktkapitalisierung der einzelnen Länder und Börsen wird Griechenland immer eher eine Quote von etwa einem und maximal 10 Prozent in unserem Portfolio ausmachen.

Wann können Sie sich vorstellen, den Anteil hochzufahren?

Je nachdem, wie sich die griechischen Aktienmärkte nach den Wahlen am 25. Januar verhalten, könnten wir unsere aktuelle Quote auf die genannten 10 Prozent ausweiten.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Griechenland mittelfristig die Eurozone verlässt?

Diese Wahrscheinlichkeit besteht natürlich – das lässt sich nicht abstreiten. Aber gerade in den vergangenen Tagen kamen einige neue Nachrichten dazu aus Griechenland. Nach unserer Einschätzung wird das Land – unabhängig von dem Ausgang der Wahl – in der Eurozone bleiben. Wir sehen das auch anhand der Anleiherenditen, die sich deutlich verringert haben. Der Glaube, dass Griechenland aus der Eurozone austritt, ist spürbar zurückgegangen. Auch die jüngsten Gespräche, die seitens der EU mit der linken als auch der rechten Partei geführt wurden, deuten in diese Richtung.

Dabei hatte das Linksbündnis im Wahlkampf ja einen zweiten Schuldenschnitt gefordert und damit viele Wähler auf seine Seite gebracht.

Ein solcher Schuldenschnitt ist durchaus realistisch. Das können wir uns auch vorstellen. Es wird wahrscheinlich die nächsten Jahre auch gar nicht anders gehen, als in diesem Punkt auf Griechenland zuzugehen und die Schulden auf irgendeine Art und Weise zum Teil zu erlassen. Ich glaube, dass viele Gläubiger das in ihren Büchern bereits so vollzogen haben. Aber wir gehen nicht davon aus, dass Griechenland aus der Eurozone austritt. Denn das hätte mehr negativen Folgen für das Land als wenn es verbleibt. Und das sollte auch die Politik so sehen.

Können Sie denn nachvollziehen, dass es viele Griechen gibt, die bei der Wahl ihre Stimme dem Linksbündnis geben?

Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist natürlich sehr hoch, auch für 2015 und 2016 sehen die Zahlen nicht gut aus. Gerade die Jugend hat keine wirkliche Perspektive. Hier ist natürlich ein großer Ärger da. Aber 70 Prozent der Griechen haben Arbeit. Deshalb glauben wir, dass ein Wahlrutsch in diese Richtung ausbleiben wird. Auch wenn wohl mehr Griechen diese Parteien wählen werden. Da könnte es durchaus auch ein knappes Ergebnis werden.

Vor einem Jahr haben Sie große Hoffnungen auf die Reformen gesetzt. Was würde ein Regierungswechsel in Griechenland für Ihren Fonds bedeuten?

Wir suchen vor allem interessante und unterbewertete Aktien in der Peripherie. Dabei blicken wir mehr auf die Unternehmen als auf einzelne Länder. Natürlich sehen wir uns volkswirtschaftliche Zahlen an und schauen, wie die Länder da stehen. Aber letztendlich blicken wir auf die Unternehmen – unabhängig von irgendwelchen Wahlsiegen oder politischen Reformen.

Könnten nach einem Regierungswechsel in Griechenland auch andere Regierungen Südeuropas kippen? In Italien und Spanien haben Parteien Zulauf, die mit einem Staatsbankrott liebäugeln.

Dort gab es diese Parteien schon die vergangenen fünf bis zehn Jahre. Spanien hat im vergangenen Jahr von allen Ländern in der Eurozone in unseren Augen die besten Fortschritte gemacht. Im zweiten Quartal 2014 hatten wir hier das höchste Wachstum in der ganzen Eurozone. Und auch die Arbeitslosigkeit ist gesunken. Außerdem sieht der Ausblick für Spanien – und auch Italien – gut aus. Von daher sind das sicher einige Stimmen, die vielleicht auch wegen der Entwicklungen in Griechenland etwas zunehmen werden. Das wird aber nur ein Strohfeuer sein.

Sichern Sie sich für den Fall der Fälle ab?

Wir können Teile unseres Portfolios jederzeit über Optionen an den Terminmärkten absichern. Außerdem können wir auch immer die Liquidität erhöhen, sodass wir nicht voll im Markt investiert sind. Momentan halten wir eine Liquiditätsreserve von 5 Prozent. Wir könnten also in Griechenland nach der Wahl nachschießen. Ob wir das tun, hängt natürlich am Ergebnis.

Nicht nur die Peripherie macht gerade Schlagzeilen. Mit gut 15 Prozent haben Sie auch ein relativ großes Engagement in Frankreich. Wie bewerten Sie die jüngsten terroristischen Anschläge und die politische Entwicklung im Land?

Was in Frankreich geschehen ist, ist natürlich dramatisch. In den vergangenen Tagen haben wir jedoch auch gesehen, dass die Menschen und auch die Regierungen in Europa dadurch wieder enger zusammengerückt sind. Solche Handlungen scheinen die Eurozone und die Regierungen insgesamt eher zu stärken.

Also haben die Geschehnisse keine Auswirkungen auf ihren Fonds?


Nein. Der französische Index CAC-40 hat seit Jahresanfang – und da sind die vergangenen Tage und die Geschehnisse in Paris schon eingepreist – sogar zugelegt. Die Aktienmärkte haben das weggesteckt und gar nicht darauf reagiert.

Welche Veränderungen haben Sie jüngst am Portfolio vorgenommen?

Im vergangenen Jahr haben wir die Quote in Griechenland aufgrund der anstehenden Wahlen etwas runtergefahren, von 6 bis 7 Prozent in der Spitze auf aktuell um die 4 Prozent. In diesem Monat haben wir außerdem einige aussichtsreiche Aktien in Italien und Spanien aufgestockt. So ist unser größter Wert momentan Luxottica, ein italienischer Brillenhersteller, der unter anderem auch Ray-Ban-Brillen produziert. Die Aktie ist gut gelaufen und hat vom gestiegenen US-Dollar profitiert. Almirall haben wir relativ neu im Portfolio. Das ist ein spanischer Pharmawert mit Übernahme-Fantasie. Ohnehin sehen wir in Spanien 2015 die besten Chancen.

Welche griechischen Aktien haben Sie derzeit konkret im Portfolio?

Dort sind wir vor allem in Public Power investiert. Außerdem waren wir bei der Bank of Greece dabei, aber da sind wir mittlerweile ausgestiegen. Ansonsten decken wir den griechischen Markt breit mit einem ETF ab.

Ist Ihr Fonds mit seinem aktuellen Volumen von 20 Millionen Euro dauerhaft lebensfähig? Rechnen Sie noch mit größeren Zuflüssen?


Wir könnten sicherlich die nächsten ein bis zwei Jahre mit dieser Größenordnung leben. Wir gehen aber eher davon aus, dass wir Ende dieses Jahres mehr Volumen haben werden. Da sind wir sowohl mit Privatkunden als auch mit Institutionellen im Gespräch. Viele wollen aber ebenfalls die Wahl in Griechenland abwarten und dann im zweiten Quartal investieren. Dann könnten weitere Mittelzuflüsse kommen.

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