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Fondsmanager Armin Zinser im Interview „Zylinderkopfdichtungen sind für mich sexy, für Franzosen nicht“

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Und was läuft in Deutschland gut?

Der Mittelstand. Allerdings hauptsächlich aus den Postleitzahlen sechs, sieben und acht. Denn Mittelstandsindustrie gibt es fast nur in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Berlin hingegen, ist unser Griechenland.

Ich komme selbst aus dem Mittelstand und weiß, wovon ich rede. Es sind Unternehmerfamilien, die über Generationen denken, die über den eigenen Tellerrand schauen und zudem Weltmarktführer in ihrer Nische sind. Das überhaupt ist ein Muss. Die Firmen sollten exportorientiert sein.

Warum?

Weil Wachstum nur dort stattfinden kann, wo die Märkte wachsen. Und das ist in Europa schwierig. Auch wenn es im Moment so aussieht, als ob sich die Lage in einigen Südländern ein wenig entspannen könnte.

Wo dann?

Wachstum gibt es in Asien und teilweise Nordamerika.

China zum Beispiel kann immerhin noch 6 Prozent vorweisen. Auch wenn die Märkte dort in den vergangenen Wochen um 30 Prozent eingebrochen sind. Das sehe ich aber als einen völlig normalen Vorgang nach einer Hausse von 150 Prozent.

Welche Unternehmen erfüllen diese Kriterien?

Ich meine Unternehmen wie den Autozulieferer Elring Klinger. Die sind auf Zylinderkopfdichtungen spezialisiert. Für Franzosen ist das nicht sehr sexy. Für mich schon. Denn ich weiß, dass nahezu die gesamte Welt-Produktion der Dieselmotoren von Elring Klinger abhängig ist.

Aber ich habe nicht nur deutsche Familienunternehmen in meinem Portfolio. Frankreich ist mit 18 Prozent, der Rest der Euroländer mit insgesamt 20 Prozent dabei.

Haben Sie auch hier Beispiele?

Aus den Niederlanden ist seit drei Jahren Airbus im Fonds. Daran hat auch der jüngste Absturz des Militärfliegers A400M nichts geändert. Als der Kurs daraufhin um 10 Prozent einbrach, habe ich die Gelegenheit genutzt, um nachzukaufen. Airbus ist ein guter Wert, erst recht seit Tom Enders den Konzern lenkt. Ein Unternehmen mit tollen Produkten und Bestell-Listen bis zum Jahr 2025.

Darüber hinaus versuche ich aber auch, von jedem Euroland mindestens die beste Aktie dabei zu haben.

Gilt das auch für Griechenland?

Griechenland ist eine Ausnahme. Außer der griechischen Lotterie findet man dort keine Unternehmen mehr. Selbst die Coca-Cola-Abfüllerei ist in die Schweiz umgesiedelt.

Griechenland ist für mich ein Dritte-Welt-Land, das sich bemüht, wie ein Industrieland auszusehen. Aber im Moment sind sie dabei, alles zu zerstören. Deshalb halte ich keine griechischen Aktien.

Wovon lassen Sie außerdem die Finger?

Banken. Ich gehe davon aus, dass die Aktivseite einer Bankbilanz nicht immer richtig bewertet ist. Wenn ich mir Bankbilanzen anschaue, stelle ich regelmäßig fest, dass die Institute unterkapitalisiert sind.

Eine Ausnahme ist die Aareal Bank. Sie ist eine Hypothekenbank. Dort sind keine toxischen Produkte drin. Ein ganz solider Laden, den ich verstehen kann. Hingegen BNP oder Deutsche Bank beispielsweise haben latente Risiken, die selbst der Vorstand nicht richtig einschätzen kann. In meinen Augen sind sie ein Fass ohne Boden.

Folgen Sie eigentlich einer Benchmark?

Der Euro Stoxx 300 dient mir lediglich als Indikator. Wie er zusammengesetzt ist, kümmert mich jedoch überhaupt nicht. Alles was mich interessiert, sind meine individuellen Werte. Also ein vollständiger Bottom-up-Ansatz.

Was prüfen Sie neben der Bilanz eines Unternehmens noch?

Seit die Firmen nicht mehr nach dem Handelsgesetzbuch bilanzieren, sind die Bilanzen immer schwieriger zu verstehen.

Ich schaue hauptsächlich auf zwei Zahlen – den Umsatz des Unternehmens und das Gewinnwachstum je Aktie sowie den Verschuldungsgrad der Firma.

Was mich zudem viel mehr interessiert, ist die Temperatur, die im Betrieb herrscht. Deshalb schaue ich mir die Firmen bewusst vor Ort an. Und da spreche ich nicht nur mit dem Management, sondern auch mit dem Pförtner, der Sekretärin und vor allem auch den Kunden. Selbst wenn ich die Empfangsdame sehe, dann habe ich schon ein Verständnis davon, wie die Firma geführt wird.

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