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Aktualisiert am 07.11.2013 - 17:30 UhrLesedauer: 4 Minuten

Fondsmanager über das Dax-Rekordhoch: Mittelfristig geht die Reise weiter

Christian von Engelbrechten und Hendrik Leber (v. li.)
Christian von Engelbrechten und Hendrik Leber (v. li.)
Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter der Investmentgesellschaft Acatis und Manager des Aktienfonds Acatis Aktien Global UI:

Angesichts der Erwartung moderat steigender Unternehmensgewinne, extrem niedriger Zinsen und der Aussichten auf eine stabile, konservative Bundesregierung ist ein Niveau von 9.000 durchaus angemessen. Und es kann noch weiter so gehen, wenn mehr Anleger auf den Zug aufspringen - im Moment ist ja kaum einer dabei.

Meine These - die Kurse werden derzeit noch mehr von Aktienrückkäufen als von echten Anlegergeldern getrieben.

Es ist aber auch zu erwarten, dass andere europäische Länder nächstes Jahr stärker steigen als der Dax, speziell die Länder, die ihre ökonomischen Hausaufgaben gemacht haben.


Paul Morgan,  Investment Manager des Fonds Pan-European Large-Cap Equities von Baring Asset Management:

DAS INVESTMENT.com: Was bedeutet der Dax-Höchststand? Technischer Effekt oder substantiell? Worauf basiert diese Performance aktuell?

Wir glauben, dass dieser Aufwärtstrend eher aus grundsätzlichen Faktoren resultiert als aus den aktuell guten Wirtschaftsdaten Deutschlands sowie Europa als Ganzes. Deutschland liegt sowohl beim ZEW Index als auch dem PMI über 50 für Produktion und Dienstleitung. Deutschland ist der Wachstumsmotor des Kontinents. Außerdem mag die gegenwärtige Situation in den USA hinsichtlich des Haushalts und die verfahrene Situation der Schulden Investoren ermutigt haben, ihr Geld in Europa zu investieren, wo das politische und wirtschaftliche Umfeld günstiger ist als in den vergangenen Jahren.

DAS INVESTMENT.com: Was können wir vom Dax noch bis Jahresende erwarten?

Wir machen ungern solche kurzfristigen Aussagen, sind aber der Meinung, dass die Bewertungen des DAX selbst bei dem derzeitig hohen Indexlevel noch gerechtfertigt sind.

DAS INVESTMENT.com: Wie steht Dax im Vergleich zur europäischen Wirtschaft da?

Wir sehen die Bewertung des DAX im Vergleich zu anderen europäischen Indizes wie dem CAC 40 und dem FTSE All-Share gerechtfertigt.


Christian von Engelbrechten, Manager des Fidelity Germany Fund:

DAS INVESTMENT.com: Der Dax hat die 9.000er Marke geknackt. Was bedeutet das?

Nachdem der DAX die 8000er Punktemarke übertraf, kamen viele Bedenken auf, da der DAX nach einem solchen Punktestand in der Vergangenheit zwei Mal kräftig einbrach. Dass nun die 9000er Marke erreicht wird zeigt, dass die guten Fundamentaldaten, die deutsche Unternehmen aufweisen, sich letztendlich durchsetzen.

DAS INVESTMENT.com: Technischer Effekt oder substantiell?

Substanziell – der gegenwärtige Stand ist fundamental gerechtfertigt, da sich die Unternehmen im Vergleich zur Vergangenheit deutlich entschuldet und ihre Profitabilität gesteigert haben. Als Folge daraus ist das gegenwärtige Level durch die Bewertungen und Ausschüttungen der Unternehmen untermauert.

DAS INVESTMENT.com: Worauf basiert diese Performance aktuell?

Zu Anfang des Jahres notierte der Markt noch deutlich unterhalb seiner historischen Bewertungslevels trotz verbesserter Fundamentaldaten. Mit den positiven Unternehmenszahlen dieses Jahr und der nachhaltig lockeren Geldpolitik haben sich die Bewertungslevels wieder den historischen Werten angenähert.

DAS INVESTMENT.com: Was können wir vom Dax noch bis Jahresende erwarten? Wie steht Dax im Vergleich zur europäischen Wirtschaft da?

Bisher handelt es sich bei dem Anstieg vor allem um zurückkehrendes Vertrauen in die starke fundamentale Situation der Unternehmen. Mit der Annäherung an historische Durchschnittsbewertungen scheint mir diese Phase weitgehend abgeschlossen. Nun wird es wichtig sein, dass die Gewinnerwartungen der Unternehmen weiter steigen, um den DAX anzutreiben. Steigende Gewinne erwarte ich allerdings eher selektiv und daher eine moderatere Aufwärtsbewegung als in den vergangenen Monaten.
Die Marktanteilsgewinne der deutschen Unternehmen und ihre starke fundamentale Positionierung auch in den Wachstumsregionen der Welt werden meines Erachtens dafür sorgen, dass sich deutsche Aktien vergleichsweise besser entwickeln werden als andere europäische Aktien.


Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch:

Dax 9000 bedeutet gar nichts, es erhöht aber natürlich den Druck auf viele deutsche Bürger, die noch immer nicht in Aktien investiert sind. Der Frust über die hohen Kurse ist noch immer größer als die Freude. Mittelfristig geht die Reise weiter. Prognosen zum Jahresende machen wir nicht.

Grund für die erfreuliche Entwicklung ist eine Kombination von fairer Bewertung und lockerer Geldpolitik der Notenbanken.

Reinhold Knaus, Senior Economist & Portfolio Manager Multi Asset Solutions, BNP Paribas Investment Partners

Ein nachhaltiges Überwinden der Marke von 9.000 wäre natürlich positiv für den DAX. Eine wesentliche Unterstützung kommt dabei aus den USA. Denn die Hoffnung auf eine Verschiebung des Tapering (Reduzierung der US-Anleihenkäufe durch die Fed) hat Aktien generell attraktiver gemacht. Das erhöht aber auch die Anfälligkeit für Gewinnmitnahmen.

Im Vergleich zu anderen europäischen Aktienmärkten muss man das Allzeithoch des DAX allerdings relativieren. Der Grund: Es resultiert vor allem aus der Konstruktion des DAX als Performanceindex, bei dem auch Dividenden berücksichtigt werden. Damit wird die relative Entwicklung natürlich überzeichnet.

Die gängigen europäischen Indizes sind noch weit von ihren Allzeithochs entfernt, so dass hier längerfristig noch Potenzial für Aktien besteht. Das Augenmerk könnte sich daher in Zukunft stärker auf andere europäische Aktienmärkte verschieben, da diese in der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschland hinterherhinken und überproportional unter politischer Unsicherheit gelitten haben. Für eine nachhaltige Unterfütterung des Aufwärtstrends bei europäischen Aktien sind allerdings eine anhaltende Entspannung in der Schuldenkrise und eine Unterfütterung durch steigende Gewinne notwendig. Letzteres wird angesichts eines eher mäßigen Wachstumsausblicks nicht ganz einfach sein.

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