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Fondsmanager von Generali Investments „Warum wir Griechenland für eine interessante Anlageregion halten“

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Ihr Fonds GIS European Equity Recovery investiert neben Italien, Spanien und Portugal auch in Griechenland. Beschreiben Sie mal bitte Griechenlands Charme als Anlageregion.

Gobron: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stabilisiert sich gerade bei gut 4 Prozent. Auch wenn das das niedrigste Niveau seit der Griechenlandkrise ist, sind die Anleihen dennoch eine gute Wahl gegenüber denen anderer Staaten der Eurozone. Ihr schwächeres Rating wird zum Teil dadurch wieder wettgemacht, dass das Gros der Schulden in der Hand von supranationalen und öffentlichen Gläubigern liegt. Insbesondere finden wir griechische sogenannte TBills (Anleihen mit Laufzeiten bis zu einem Jahr) attraktiv, auch wenn der Markt illiquide ist. Sehr interessant sind ihre Überrenditen gegenüber anderen auf Euro lautenden Geldmarktinstrumenten, vor allem auch, weil TBills nicht betroffen sind, wenn es bei zukünftigen Umschuldungen zu Problemen kommt.

Ihr Blick auf den griechischen Aktienmarkt?

Gobron: Griechische Aktien haben einen gewissen Reiz. Sie haben sich 2018 trotz verbesserter Wirtschaftsbedingungen und höheren Gewinnwachstums schlechter entwickelt als die Eurozone insgesamt. Wir glauben, dass griechische Aktien externe Schocks mittelfristig besser bewältigen können – auch wenn sie kurzfristig schwanken können, vor allem mit Blick auf die Schieflage der türkischen Lira. Wie investieren im Übrigen nicht in Unternehmen, die am türkischen Markt hängen.

Worauf sollten Anleger achten, die in Griechenland investieren wollen?

Gobron: Griechische Unternehmen sind aufgrund ihrer Kluft zu Vergleichsunternehmen in der übrigen Eurozone zwar attraktiv bewertet. Trotzdem sollten Anleger bei der Aktienauswahl äußerst vorsichtig sein, denn die Performanceunterschiede zwischen einzelnen Titeln und Sektoren sind sehr hoch. Wir bevorzugen Unternehmen, die auf die Binnenwirtschaft ausgerichtet sind, da wir davon ausgehen, dass der private Konsum nach zehn Jahren Schwäche endlich Fahrt aufnimmt. Immerhin profitieren Händler, Infrastruktur und Börsen von der positiven Entwicklung. Wir mögen auch Familienunternehmen, die langfristig gefragt sind und die ein erfolgreiches Management und stabile Cashflows vorweisen können.

Von welchen Investments würden Sie aktuell lieber die Finger lassen?

Gobron: Wir vermeiden zum Beispiel griechische Banken, die im Index der Börse Athen fast 25 Prozent ausmachen, denn sie könnten in naher Zukunft noch eine Kapitalspritze benötigen. Grund ist ihre hohe Quote an notleidenden Krediten (NPL), die bei fast 50 Prozent liegt. Der Berg der notleidenden Kredite verkleinert sich vor allem durch Abschreibungen, weil keine griechische Bank in der Lage ist, die ausstehenden Summen erfolgreich einzufordern. Das könnte bedeuten, dass die schwächsten Banken des Landes noch einmal Kapitalerhöhungen benötigen.

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