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Frankreich vor den Wahlen „Mit Wahl von Emmanuel Macron wird ein systemisches Risiko eingedämmt“

Igor de Maack, Portfolio-Manager der französischen Fondsboutique DNCA

Emmanuel Macron wird also gegen Marine Le Pen antreten. Die Wahl, vor der die Wähler stehen, ist einfach: Entweder stimmen sie dafür, im Rahmen eines sozial-liberalen Programms, das mit der Funktionsweise einer globalisierten und vernetzten Welt vereinbar ist, im Kreise der demokratischen Nationen zu bleiben, oder sie entscheiden sich für das Unbekannte einer Präsidentschaft, die von der Aufstachelung zu extremen Lösungen und von einem Wirtschaftsprogramm ohne Zukunft geprägt ist.

Die Umfragen deuten im Moment auf einen deutlichen Vorsprung für Emmanuel Macron hin. Doch zwischen den beiden Runden vergehen zwei Wochen, und das Phänomen der Stimmenübertragung ist vielleicht angesichts der Ergebnisse der ersten Runde gar nicht so selbstverständlich. Wie so oft wird die zweite Runde der französischen Wahlen also auf eine Nicht-Wahl hinauslaufen.

Während die erste Runde traditionell eine Wahl der Zustimmung ist, sind die Wähler in der zweiten Runde eher mit der Entscheidung zwischen dem schlimmsten und dem weniger schlimmen Kandidaten oder dem, der ihren Empfindlichkeiten am nächsten steht, konfrontiert. Die Parlamentswahlen (11. und 18. Juni) sind daher ein weiterer Höhepunkt. Denn um in Frankreich zu regieren, braucht man eine parlamentarische Mehrheit.

Erleichterung über Wahlausgang

Zunächst einmal werden die Anleger ihre Erleichterung darüber zum Ausdruck bringen, dass es eine zweite Runde zwischen Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon nicht geben wird. Sie könnten daher schon jetzt wieder auf den europäischen Aktienmärkten und insbesondere in französische Aktien investieren, wenn die Umfragen weiterhin den deutlichen Vorsprung des „gemäßigten“ Kandidaten bestätigen.

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Frankreich – die Königin der Staatsausgaben, mit dem Makel von Schulden behaftet, unfähig, die Arbeitslosigkeit nach drei Jahren Wachstum wirklich zu verringern, und festgefahren in einem gesellschaftlichen Modell, das aus den goldenen dreißig Nachkriegsjahren stammt und die Gesetze der Mathematik herausfordert, wenn es um die Rentenfinanzierung nach dem Umlageverfahren geht – hat es immer noch nicht geschafft, vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Eurozone zu profitieren.

Auch ist es dem Land nicht gelungen, den von der EZB, die der orthodoxen teutonischen Geldpolitik brüsk den Rücken zugekehrt hat, geschaffenen außerordentlichen Vorteil künstlich niedrig gehaltener Zinsen für sich zu nutzen. Mit seinen unschätzbaren Trümpfen (seiner Kultur, seinen kleinen und großen Unternehmen, seinen Infrastrukturen, seiner Demografie, seinem Klima, seiner geografischen Lage) erhält Frankreich eine neue (die letzte?) Chance, auf den Zug der großen Nationen (Industrie- und Schwellenländer) aufzuspringen, das europäische Projekt wieder mit Leben (und Seele) zu erfüllen und damit einen vorprogrammierten Niedergang nach einer tausendjährigen, so reichen Geschichte zu verhindern.

Kräftiger Aufschwung in Europa

Alle makroökonomischen Zahlen deuten auf einen kräftigen Aufschwung in Europa hin. Die Anleger investieren seit mehreren Wochen wieder auf den europäischen Aktienmärkten. Die Flash-Einkaufsmanagerindizes für den April bestätigen die Beschleunigung des Wachstums in der Eurozone, wobei Frankreich ein Rekordniveau verzeichnet (57,4 gegenüber dem Konsens von 56,2). Zum ersten Mal liegt der französische Einkaufsmanagerindex über dem deutschen.

Bei einem akzeptablen politischen Szenario dürfte Frankreich also noch einige Halbjahre des Wachstums erleben. Weltweit wurden die Prognosen nach oben korrigiert. Der IWF hat seine weltweiten Wachstumserwartungen für 2017 von 3,4 Prozent auf 3,5 Prozent angehoben, was den Industrieländern zu verdanken ist (im Wesentlichen Großbritannien von 1,5 Prozent auf 2 Prozent, Japan von 0,6 Prozent auf 1,2 Prozent und Spanien von 2,1 Prozent auf 2,6 Prozent).

Auch in China hat das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal im Jahresvergleich auf 6,9 Prozent angezogen (gegenüber geschätzten 6,8 Prozent), was zum Teil durch die Erhöhung von Investitionen in Immobilien und Infrastrukturen getragen wurde. Die Frage nach der Robustheit des amerikanischen Wachstums steht jedoch weiter im Raum, insbesondere wenn die Maßnahmen, mit denen Donald Trump während des Wahlkampfs prahlte, letztendlich nicht umgesetzt werden sollten.

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