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Frankreich-Votum Reduziertes Risiko

Der letztlich recht deutliche Sieg Emmanuel Macrons in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist aus Sicht von Risikoaktiva positiv zu bewerten. Macron, der seinen Vorsprung in den Umfragen tatsächlich in einen ersten Wahlerfolg ummünzen konnte, gilt nun auch als Favorit für den zweiten Wahlgang. Sowohl der Kandidat der Sozialisten als auch der Kandidat der Konservativen haben bereits eine Wahlempfehlung für Macron ausgesprochen, was seine Chancen weiter erhöhen dürfte.

Aufgrund der möglichen Wendungen, die sich in den zwei Wochen bis zur Stichwahl noch ergeben könnten, wird am Markt wohl aber noch ein gewisses politisches Risiko eingepreist bleiben. Ein signifikanter Anstieg der Umfragewerte für die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen könnte vor dem Hintergrund ihrer Euro-kritischen Einstellung jederzeit für einen Dämpfer bei der Investorenstimmung sorgen.

Reduktion des wahrgenommenen politischen Risikos in Europa

Insgesamt dürfte das Wahlergebnis der ersten Runde jedoch zu einer spürbaren Reduktion des wahrgenommenen politischen Risikos in Europa beitragen. Insbesondere bis zu der Parlamentswahl im Juni dürfte am Markt allerdings eine Risikoprämie in den Kursen Berücksichtigung finden. Der Grund: Sowohl Macron als Le Pen zählen nicht zu den etablierten politischen Kräften, die das politische Frankreich in den vergangenen 60 Jahren geprägt haben.

Selbst wenn Macron wie erwartet zum nächsten französischen Präsidenten gewählt werden sollte, könnte er im Nachgang aufgrund einer möglicherweise fehlenden Mehrheit im Parlament dennoch Schwierigkeiten bekommen, seine Agenda umzusetzen. Nicht zu vergessen, dass mit Italien möglicherweise bereits das nächste politische Risiko hinter der nächsten Ecke wartet.

Europäische Aktien

Das trotz allem reduzierte Risiko in Europa sollte letztlich vor allem europäischen Aktien gut zu Gesicht stehen, da sich die Anleger, die sich auf dem alten Kontinent engagieren, nun auf das tatsächlich zugrundeliegende positive fundamentale Umfeld konzentrieren können. Europa sollte wie kaum eine andere Region in der Welt vom globalen Reflationsumfeld profitieren. Das gilt ganz besonders für zyklische Werte.

Rentenmarkt

Am Rentenmarkt ist nach dem Wahlergebnis mit geringeren Risikoprämien bei französischen Staatsanleihen zu rechnen. Gleichzeitig erwarten wir nun bei den Renditen sicherer Häfen wie deutschen Staatsanleihen eine Korrektur gen Norden. Vor dem Hintergrund des verbesserten ökonomischen Ausblicks und des nach wie vor sehr niedrigen Zinsniveaus in Europa, stufen wir sowohl europäische Staats- als auch Unternehmensanleihen mit „untergewichten“ ein, da die Aussicht auf ein baldiges Ende des Anleiheankaufprogramms der EZB besteht.

Über die Kandidaten

Macron startete seine Karriere als Zivildienstleistender bevor er Investmentbanker und schließlich Wirtschaftsminister unter Präsident Hollande wurde. Seine Bewegung „En Marche“ hat sich zum Ziel gesetzt, Frankreichs Wirtschaft fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Macron ist starker Verfechter der europäischen Idee und der EU. Im Rahmen seiner unabhängigen Kandidatur vertritt er zudem eher konservative als auch linke Positionen: So steht er einerseits für weniger Regulierung und geringere Einkommenssteuern als andererseits auch für eine Verteidigung des französischen Sozialsystems. Darüber hinaus unterstützt Macron die Idee eines gemeinsamen Eurozonen-Budgets sowie die eines Eurozonen-Finanzministers.

Le Pen, die nach der Übernahme des Front National von ihrem Vater damit beschäftigt war, viele der sehr rechten Positionen der Partei abzuschwächen, steht hingegen für einen nationalistischen Kurs. Auf ihrer Agenda befindet sich ein EU-Referendum, genauso wie ein Rückzug Frankreichs aus der NATO und auch eine Wiedereinführung des französischen Franc. Sie sieht sich außerdem als die Kandidaten, die für den Erhalt des Säkularismus und des Sozialstaates steht. Als neue Präsidentin möchte Le Pen die Grenzsicherung deutlich erhöhen (damit verbunden strebt sie auch einen Austritt aus dem Schengen-Raum an) und zusätzliche Polizisten und Sicherheitskräfte einstellen. Auch eine Steuer für in Frankreich arbeitende Ausländer ist geplant.

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