LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 04.07.2013 - 12:56 UhrLesedauer: 3 Minuten

Franz Kaim: "Schwellenländeranleihen bieten eine interessante Alternative"

Franz Kaim
Franz Kaim
Fünf Fragen an Franz Kaim, Partner und Spezialist für strukturierte Produkte bei Vertiva, zu Schwellenländer-Anleihen:

1. Welche Vorteile / Nachteile bieten Schwellenländeranleihen in Lokalwährung gegenüber ihren westlichen Pendants?

Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen bieten eine interessante Alternative außerhalb der drei großen Währungsräume (Euro, US-Dollar, Yen) in langfristig starke Währungen zu investieren. Staatsverschuldung und Haushaltsdefizit sind in vielen solcher Länder vergleichsweise moderat und die Verzinsung ist aufgrund höherer Wachstumsraten oftmals attraktiver als in den klassischen Industrieländern.

2. Unternnehmensanleihen in Lokalwährung sind für internationale Investoren relativ schwer zugänglich. Wo sehen Sie heute und auf 5-Jahressicht die besten Ertrags-Chancen und welche Alternativen schlagen Sie vor?

Richten wir den Blick fünf Jahre in die Zukunft, spielt das Thema Fracking auch in diesem Segment eine wichtige Rolle. Unserer Meinung nach werden die USA in den nächsten Jahren dadurch zu einer Re-Industrialisierung zurückfinden. Entsprechend beschäftigen wir uns mit den Emerging Markets, die von diesem Trend profitieren. Haupthandelspartner der USA ist unter anderem Mexiko.

Knapp 80 Prozent des Exports geht in die vereinigten Staaten. Das Land verfügt bereits heute über solide Staatsfinanzen, so beträgt die Staatsverschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt nur 43 Prozent. Die Weltbank taxiert das Wachstum in diesem Jahr bei circa 3,20 Prozent. Sollte dieser Trend anhalten, würde sich dies auf den mexikanischen Peso positiv auswirken.

3. Welche Sektoren oder auch Einzelunternehmen halten Sie für attraktiv?

Wir bevorzugen Anleihen bonitätsstarker großer Konzerne. Air Liquide, Coca-Cola, McDonald´s sind beispielsweise Konzerne die Anleihen auf den chinesischen Yuan ausgeben. Wir erreichen dadurch zwei Dinge: ein Bondinvestment mit einem guten Rating und einer Währung, die Aufwertungsfantasie bietet.

4. Bitte bewerten Sie die Währungsrisiken für Emerging-Markets-Anleihen in Lokalwährung, Stichwort Währungskrieg.

Es gibt eine traurige Wahrheit über die Emerging Markets: Die meisten von ihnen bleiben ein Schwellenland. Nur wenige schaffen es zu einer Industrienation. Dazu braucht es neben Fleiß und billigen Arbeitskräften auch Bildung, Innovation, Preisstabilität, soziale Gerechtigkeit, Rechtssicherheit und stabile politische Verhältnisse.

Ein Blick zurück zeigt, dass viele der heutigen Hoffnungsträger vor wenigen Jahren noch Diktaturen oder autokratische Systeme waren. Denken Sie nur an die vielen Deviseneinfuhrbestimmungen, die man in den Achtzigern und frühen Neunzigern zu beachten hatte.

Hinzu kommt, dass getrieben durch die Niedrigzinspolitik der westlichen Notenbanken viel spekulatives Kapital in diese Länder fließt, dass zum Teil die Teuerung / Inflation anheizt. Dies könnte protektionistische Maßnahmen seitens der betroffenen Emerging Markets nach sich ziehen.

5. Welche Faktoren beeinflussen die Attraktivität von Emerging-Markets-Debts auf Jahressicht im positiven oder negativen Sinne?

Risk on / Risk off: bekommen wir in der zweiten Jahreshälfte den erwarteten konjunkturellen Aufschwung, profitieren auch die Schwellenländer davon, Exporte und Rohstoffe dürften dann steigen, wovon die betroffenen Volkswirtschaften profitieren dürften.

Das Interview wurde uns freundlicherweise von Vertiva Family Office zur Verfügung gestellt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion