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Fünf Gründe für Gold

Bayram Dincer (Gold-Foto: Heraeus)
Bayram Dincer (Gold-Foto: Heraeus)
Fünf aktuelle Faktoren der Preisrally

  1. Angesichts der anämischen Wirtschaftsentwicklung beschloss die US-Notenbank Anfang August, ihre Nullzinspolitik in den kommenden zwei Jahren fortzusetzen. Nach dieser Entscheidung sind die niedrigen Opportunitätskosten von Goldinvestitionen bis 2013 garantiert. Nur einige Monate zuvor gingen zahlreiche Markteilnehmer davon aus, dass eine US-Zinserhöhung gleichbedeutend mit dem Ende der Goldpreishausse sein würde. Folglich glauben wir, dass diese Opportunitätszinskosten für Goldpreise in den nächsten 12 bis 18 Monaten keine Gefahr darstellen und eine diesbezügliche Trendwende eher unwahrscheinlich ist.
  2. Die Politiker in Washington, die bis zur letzten Minute auf das Theater „Abwarten und Tee trinken“ gesetzt und damit eine rechtzeitige Anhebung der Schuldenobergrenze in Gefahr gebracht hatten, sind mitverantwortlich dafür, dass die USA von der Rating-Agentur S&P auf eine schlechtere Schuldenbonität heruntergestuft wurden. Obwohl die beiden anderen Rating- Agenturen (Fitch und Moody’s) die höchste Bonitätsnote AAA bestätigten, äußerten zahlreiche Investoren berechtigte Zweifel am Toprating. Der Goldpreis reagierte mit neuen nominalen Höchstpreisen, wie man es nach einem strukturellen Bruch und einem Vertrauensverlust in die Papierwährung des US-Dollars erwarten würde. Unseres Erachtens wird der Goldpreis weiterhin von der politischen Unsicherheit profitieren. Diese dürfte bis zur nächsten US-Präsidentenwahl im Jahr 2012 anhalten.
  3. Wegen der verschärften Staatsschuldenkrise in den europäischen Peripherieländern (PIIGS) und der anhaltenden Spekulationen über eine Ausweitung dieser Krise auf Kerneuropa (Italien, Frankreich) haben die Investoren die Flucht aus dem Euro und den europäischen Staatspapieren angetreten. Die Intervention der Europäischen Zentralbank im Sekundärbondmarkt konnte Schlimmeres verhindern. Als sicherer Hafen werden in diesem Marktumfeld einmal mehr der Schweizer Franken und physisches Gold angesteuert. Sowohl der Schweizer Franken als auch physisches Gold wurden dadurch massiv aufgewertet.
  4. Die Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Liquidität einschoss, um der exzessiven Aufwertung des Schweizer Frankens entgegenzuwirken, führten zu weiteren Preissteigerungen bei Gold. Nach den Interventionen durch die SNB kauften Schweizer Investoren vermehrt Gold. Dadurch wurde der Status von Gold als ultimativer sicherer Hafen – ohne interventionistische und inflationäre Geldpolitik – weiter gestärkt.
  5. Seit ein paar Wochen deuten zahlreiche makroökonomische Indikatoren auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft hin. Auch die Angst der Investoren vor einer Rezession in den Industrieländern hat sich markant verstärkt; bereits zuvor war das Vertrauen der Anleger in die europäische und amerikanische Politik nachhaltig angeschlagen. Investoren haben folglich damit begonnen, diese erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Rezession mittels höherer Goldkursen einzupreisen.

Intaktes fundamentales Umfeld

Auf der physischen Angebotsseite wurde bei den zwei Hauptkategorien jeweils ein Anstieg der Angebotsvolumen verzeichnet. Im zweiten Quartal stieg das Primärangebot aus der Minenproduktion gegenüber dem ersten Quartal um 62,1 Tonnen auf insgesamt 708,8 Tonnen. Auch das Sekundärangebot aus Alt- und Recyclinggold erhöhte sich, und zwar um 78,4 Tonnen auf total 429,3 Tonnen. Bei beiden Angebotskategorien erwarten wir auch in der zweiten Jahreshälfte eine Erhöhung der Volumen. Diese dürften jedoch durch eine stärkere Gesamtnachfrage (v.a. Investitionen) mehr als neutralisiert werden, was sich wiederum signifikant auf den Preis auswirken wird.

Auf der physischen Nachfrageseite wurde im zweiten Quartal bei der Fabrikationsnachfrage (Schmuck, Technologie) ein saisonal und preisbedingter Nachfragerückgang gegenüber dem ersten Quartal um 101,2 Tonnen auf insgesamt 587,4 Tonnen verzeichnet. Zuzuschreiben ist dieser Rückgang vollumfänglich dem langsamen Adaptionsprozess der Käufer an die höheren Preise für tragbaren Schmuck. Wir rechnen damit, dass sich die Konsumenten dem neuen Preisregime weiterhin nur langsam anpassen werden und dass von der Schmucknachfrage kein dominanter Preisimpuls ausgehen wird.

Darüber hinaus konnte im zweiten Quartal bei der Nachfrage nach physischem Gold als Investitionsgut ein enormer Zuwachs gegenüber dem ersten Quartal registriert werden: plus 279 Tonnen auf total 471,3 Tonnen. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei sowohl direkte Investitionen in Barren und Münzen im Gesamtumfang von 307,7 Tonnen als auch indirekte Investitionen in börsengehandelte Produkte (ETFs), die im zweiten Quartal 51,7 Tonnen erreichten. Weiter kommen zu diesen Neuinvestitionen die impliziten Investitionen (inkl. Residualkategorie) hinzu; diese sind im zweiten Quartal sehr stark gestiegen und werden auf insgesamt 112,0 Tonnen beziffert. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine stabile und höhere Investitionsnachfrage, welche die Goldpreise maßgeblich positiv beeinflussen wird.

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