LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Weltweite MarktanalysenLesedauer: 4 Minuten

„Für die EZB wäre die japanische Geldpolitik nicht der richtige Weg“

Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Die Europäische Zentralbank gerät unter Druck. Die massive Ausweitung der Liquidität, die die japanische Notenbank in der vergangenen Woche beschlossen hat, wurde vielfach als mutiger Schritt zur Überwindung des sogenannten verlorenen Jahrzehnts gefeiert.

Jetzt wird gefragt, warum die EZB so zögerlich bleibt. Sie konnte sich auf ihrer letzten Sitzung nicht einmal dazu entschließen, die Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt zu senken. Die Grafik zeigt, wie unterschiedlich die monetäre Entwicklung in Japan und in Europa derzeit ist. Könnte die EZB jetzt nicht auch etwas mehr Gas in der Geldpolitik geben?  

>>Vergrößern


Um meine Antwort vorweg zu nehmen: Natürlich könnte sie. Sie hat noch Pfeile im Köcher. Ich glaube aber, dass sie gut beraten ist, wenn sie es anders, als die Bank von Japan, nicht mit dem Holzhammer tut. Ein differenzierteres Vorgehen wäre angebracht. 

Erstens: Die Probleme Japans sind ganz andere als  die des Euroraums. In Tokyo geht es um Wachstum  und Inflation, in Europa dagegen um die Stabilisierung der Währungsunion. Hier war der Präsident der EZB  mit seinen Maßnahmen in den vergangenen Monaten nicht weniger radikal, als es sein neuer japanischer Kollege  jetzt mit der Ankurbelung der Wirtschaft ist.  

Zweitens: Die simple Geldmengenausweitung wie in Japan ist meines Erachtens nicht der richtige Weg. Weder in Japan, noch in Europa fehlt es an Geld. Die Zinsen sind in Fernost schon so niedrig, dass sie nicht mehr sinken können. Die Unternehmen haben genug Liquidität, um Investitionen zu finanzieren.

Wenn sie es dennoch nicht investieren, so liegt das nicht an der Geldpolitik, sondern an regulatorischen Starrheit und an dem demographisch bedingten Rückgang der Bevölkerung. Hier müsste in Japan etwas getan werden. Mehr Geld führt am Ende nur zu mehr Blasen an den Kapitalmärkten. Das gilt für Japan genauso wie für Europa.  

Drittens: Manche sagen, die EZB solle, wenn sie schon nicht aggressiver ist, wenigstens ihr System der Liquiditätsversorgung umstellen. Anders als die Japaner macht die EZB nur Geschäfte mit den Banken. Diese könnten, die ihnen überlassene Liquidität, aber nicht zur Kreditgewährung an die Unternehmen nutzen, weil es ihnen an Eigenkapital fehlt. Daher geben sie Teile der großen Liquiditätsspritze, die sie vor einem Jahr erhalten hatten, jetzt wieder an die EZB zurück.

Tipps der Redaktion