LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Weltweite MarktanalysenLesedauer: 4 Minuten

„Für die EZB wäre die japanische Geldpolitik nicht der richtige Weg“

Seite 2 / 2


Die Bank von Japan operiert dagegen direkt am Markt und kauft Wertpapiere. Dadurch erhalten nicht nur die Kreditinstitute, sondern auch Unternehmen und Verbraucher unmittelbar Geld von der Notenbank.

Das Gleiche machen im Übrigen auch die amerikanische Federal Reserve und die Bank von England.  Für die EZB wäre das jedoch nicht die richtige Strategie. Wenn sie Staatsanleihen am offenen Markt kauft, dann erleichtert das die Staatsfinanzierung. Das steht in unmittelbarem Konflikt zu dem Ziel der Reduzierung der Staatsverschuldung, das für die Stabilität in der Währungsunion so essenziell ist.

Im Übrigen ist Staatsfinanzierung im Maastricht-Vertrag ausdrücklich verboten.  Wenn die EZB Unternehmensanleihen kauft, dann tritt sie in Konkurrenz zu den Banken. Das fällt in Europa, wo die Banken bei der Finanzierung eine sehr viel größere Rolle als in Japan oder den USA spielen, besonders ins Gewicht.

Die EZB würde Großunternehmen (die selbst Anleihen begeben können) relativ zu den kleineren und mittleren Firmen (die auf die Banken angewiesen sind) begünstigen. Wer garantiert, dass die Notenbank das Finanzierungsgeschäft besser kann als die Banken? Wie steht es mit den Risiken, die die Notenbank dann einginge? Sollen sie die Steuerzahler tragen?  

Kreditstau beim Mittelstand

Das heißt freilich nicht, dass die EZB nichts tun sollte. Eines der zentralen Probleme in Euroland ist gegenwärtig, dass die Finanzierung kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMUs) nicht funktioniert. Sie zahlen in den Krisenländern trotz der niedrigen Notenbanksätze derzeit Zinsen von 10 Prozent und mehr (wenn sie überhaupt einen Kredit bekommen).

Wie sollen sie unter diesen Bedingungen auf einen grünen Zweig kommen? Diese Unternehmen sind in Europa für Wachstum und Beschäftigung aber besonders wichtig. Bisher hat die EZB den Banken angeboten, auch Kredite an KMUs als Sicherheiten zu akzeptieren. Das war, wie die EZB sagt,  aber nur in einigen Ländern erfolgreich. EZB-Präsident Mario Draghi hat auf der letzten Pressekonferenz angekündigt, dass die EZB prüft, wie man solche Programme effizienter gestalten kann. Es ist wichtig, dass hier etwas geschieht.

Für den Anleger
  1. Nutzen Sie die Chancen, die sich in Japan durch die geldpolitische Expansion ergeben. Wenn die Politik erfolgreich sein sollte (was ich nicht glaube), steigen die Aktienkurse. Wenn sie keinen Erfolg hat, steigen sie ebenfalls, weil es dann eine Blase gibt. Sichern Sie sich dabei aber gegen Wechselkursrisiken ab.

  2. Rechnen Sie nicht mit einer Kehrtwende der EZB. Was es in Europa – hoffentlich – geben wird, sind zusätzliche Maßnahmen zugunsten von kleineren und mittleren Unternehmen. Sie helfen dem Anleger direkt zwar wenig, da diese Unternehmen meist  nicht börsennotiert sind. Sie verbessern aber die Wachstumsbedingungen in den Krisenländern und wirken sich damit auf die Stabilität des Euroraums aus. 

  3. Eine weitere (letzte) Senkung der Leitzinsen wird vermutlich noch im Mai kommen. Sie wäre im Hinblick auf die offenbar länger dauernde Konjunkturschwäche begründbar. Für die Märkte und die Konjunktur wäre sie freilich kaum mehr als eine Beruhigungspille.   

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion