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GAM-Fondsmanager Ernst Glanzmann „Die Vorurteile gegenüber Japan sind unberechtigt“

Ernst Glanzmann ist leitender Portfoliomanager der GAM Japan Equity und GAM Star Japan Equity Fonds bei GAM Investments.
Ernst Glanzmann ist leitender Portfoliomanager der GAM Japan Equity und GAM Star Japan Equity Fonds bei GAM Investments. | Foto: GAM Investments

Lange waren japanische Aktien relativ unbeliebt. Nun haben Anleger aber wieder begonnen, die Gewichtung dieser Asset-Klasse zu erhöhen. Laut der Fondsmanagerumfrage der Bank of America Merrill Lynch von 2018 wollen 14 Prozent der Befragten Japan übergewichten. Trotzdem machen sich Investoren nach wie vor Sorgen: um das scheinbar träge Wirtschaftswachstum, die exorbitante Schuldenquote und die schwierige demographische Lage. Sind die Sorgen berechtigt? Wir behaupten, dass das Land der aufgehenden Sonne Chancen bietet – und räumen mit ein paar altbekannten Vorurteilen auf.

Mageres Wachstum

Nach einem oder sogar zwei „verlorenen Jahrzehnten“ gilt das hartnäckig niedrige Wirtschaftswachstum Japans als Hauptgrund, warum ein Investment unattraktiv scheint. In Wirklichkeit aber ist das niedrige Wachstum ein Segen: Während sich andere Länder damit auseinandersetzen müssen, dass der Privatkonsum wegen niedriger Zinsen von der Zukunft ausgeliehen wurde, muss die japanische Regierung die Bevölkerung sogar ermutigen, realisierbare Käufe nicht länger aufzuschieben – Probleme, die so manche Regierung gerne hätte.

Infolgedessen stehen die politischen Entscheidungsträger nun vor der Herausforderung, die Inflation auf das Zielniveau anzuheben. Während die Instrumente der unkonventionellen Geldpolitik so gut wie ausgeschöpft erscheinen, könnte die Regierungspolitik doch noch eine Lösung bieten. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat eine wirtschaftspolitische Unsicherheit erhebliche negative Auswirkungen auf die Produktion, die Beschäftigung und Investitionen. Ein weiteres umfassendes Konjunkturpaket könnte der japanischen Wirtschaft den nötigen Anstoß geben.

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Verschuldungsquote

Die Verschuldung beträgt aktuell rund 253 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – eine atemberaubende Zahl. Das sollte man allerdings nicht mit der Situation in der Eurozone vergleichen: Die Euroländer haben keine Zentralbanken auf Länderebene, sodass es keinen Käufer der letzten Instanz für staatliche Anleihenemissionen gibt. Weiterhin hat der IWF hervorgehoben, dass japanische Anleger eine starke Heimatorientierung haben. Dank ihrer Bereitschaft, trotz der mageren Renditen japanische Staatsanleihen zu kaufen, konnte der öffentliche Sektor extrem hohe Schulden und Haushaltsdefizite finanzieren – und das ganz ohne negative Auswirkungen auf die Finanzierungskosten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Japaner sind sehr sparsam, die Verschuldung von Privathaushalten ist kein Problem. Viele andere Volkswirtschaften in Asien, Europa und Nordamerika leiden unter eskalierenden Schulden im privaten und öffentlichen Sektor. Neue empirische Belege bestätigen, dass Finanzkrisen in der Regel mit übermäßig hohen Schulden des Privatsektors verbunden sind und häufig durch ausufernde private Schulden ausgelöst werden. Tatsächlich ist Japan eine reiche Nation. Im Dezember 2017 betrug der Nettowert der gesamten Vermögenswerte 328 Billionen Yen, etwa 2,5 Billionen Euro. Somit war Japan im 27. Jahr in Folge die größte Gläubigernation – das erklärt auch, warum der Yen in Krisenzeiten als Zufluchtswährung gilt.

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