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in AltersvorsorgeLesedauer: 6 Minuten

Garantien in der Altersvorsorge Was Deutschland vom dänischen Rentensystem lernen kann

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Dänemark stark, Deutschland nicht

Jedes Jahr klopft das Australian Centre for Financial Studies die weltweiten Rentensysteme daraufhin ab, ob sie auch in der Zukunft funktionieren können. Deutschland erhält im aktuellen „Melbourne Mercer Global Pension Index“ beim Thema Nachhaltigkeit nur schwache 36 von 100 Punkten. Spitzenreiter ist Dänemark mit 85 Punkten, unsere nordischen Nachbarn führen auch in der Gesamtwertung. Sie haben das beste Rentensystem der Welt.

Seit Jahren merken die australischen Forscher immer die gleichen Punkte an, wie man die Systeme fit machen kann: Das Rentenalter erhöhen, mehr Ältere arbeiten lassen, wenn sie noch keine Rentner sind, Arbeitende zu mehr Vorsorge ermutigen oder wahlweise zwingen. Und so weiter. Alles keine Programme, mit denen man Wahlen gewinnt. Was auch erklärt, warum die deutsche Regierung mit der Rente ab 63 genau das Gegenteil tat. „Die meisten Länder, denen es beim Rentensystem besser geht, weisen bestimmte Punkte auf: mehr Flexibilität bei Hinzuverdienstmöglichkeiten im Alter, eine stärker ausgeprägte betriebliche Altersvorsorge und keine beziehungsweise weniger Möglichkeiten, den Generationenvertrag aufzukündigen“, sagt Rolf Tilmes, Professor bei der EBS Business School.

„Wir brauchen mehr private Vorsorge“, bestätigt Dieter Weirich, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Einen Schub könne das von der Regierung geplante sogenannte Opt-out-Konzept bringen: Angestellte müssen einer betrieblichen Altersvorsorge ausdrücklich widersprechen, anstatt ihr zuzustimmen. „Viele verdrängen das Thema, auf diese Weise kommen sie trotzdem zu einem Vorsorgevertrag“, so Weirich. Man müsse die Betriebsrente attraktiver machen, Deutschland habe enormen Nachholbedarf. Ministerin Nahles sei bei ihren Plänen in dieser Hinsicht schon auf einer ganz guten Linie.

In der Tat sickerte über Nahles‘ Pläne bereits durch, dass Opt-out kommen soll, Geringverdiener Zuschüsse erhalten und die Verträge nicht mehr auf die Grundsicherung (Hartz IV) anrechenbar sein sollen. Außerdem sollen Unternehmen nicht mehr die spätere Rente garantieren müssen, eine Garantie auf die Beiträge reicht dann aus. Nun könnte man annehmen, dass diese Veränderungen mal wieder dem Sparer ein zusätzliches Risiko aufbürden, während Staat und Wirtschaft fein raus sind. Das kann man so sehen. Oder aber so: Altersvorsorge-Verträge könnten endlich etwas mehr Risiko vertragen und dadurch höhere Renditen aus den globalen Finanzmärkten saugen. Lohnen würde es sich allemal: Ohne formale Garantien auf Renten und Beiträge läge die spätere Rente ungefähr doppelt so hoch wie bei den aktuellen Konstrukten, rechnete der Aktuar Rafael Krönung vom Beratungsunternehmen Aon Hewitt aus. Auch Rolf Tilmes meint: „Eine bessere Aktienkultur und mehr Risikobereitschaft, insbesondere bei langen Anlagehorizonten, würden helfen, die Vorsorgeprobleme zumindest auf der privaten Seite deutlich zu entschärfen.“

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