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Aktualisiert am 28.01.2020 - 15:02 Uhrin VersicherungenLesedauer: 6 Minuten

GDV zur Riester-Renten-Studie: „Methodischer Murks“

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DAS INVESTMENT.com: … und es könnte für die Ergebnisse auch nicht ganz unerheblich sein, dass das IMK zur gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gehört und traditionell eine Bresche für das Umlageverfahren schlägt?

Schwark:
Durchaus. Aber es geht gar nicht darum, das Umlageverfahren zu brandmarken. Wir plädieren nicht ausschließlich für ein Kapitaldeckungsverfahren. Der Mix macht´s, unter Risikogesichtspunkten steht man auf zwei Beinen besser. Allerdings sollte auch die Generationengerechtigkeit eine Rolle spielen. Eine Umlage-Belastung in beliebiger Höhe werden sich kommende Generationen nicht gefallen lassen – zu Recht. Ich sehe hier das Spannungsfeld von Zwangsabgabe oder Zinseinnahme, also den Unterschied zwischen freiwilliger Einzahlung oder hoheitlichem Zwang.

DAS INVESTMENT.com:
Bei der Argumentation pro Kapitaldeckung spielt die „demografische Arbitrage“ eine Rolle. Die besagt, dass die Kapitalanlage im Ausland von  Märkten mit wachsender Bevölkerung, etwa in Schwellenländern, profitiert. Im Gegenzug würden die Ansprüche an die folgenden Generationen in Deutschland sinken. Das IMK hält diesen Ansatz für risikoreich, da auch das Bevölkerungswachstum zum Beispiel in China stagniere.

Schwark:
Es stimmt, dass auch Entwicklungsländer wie China überaltern können. Aber auch die entwickelte Welt ist nicht pauschal zu beurteilen: Frankreich und die USA haben günstigere demografische Gegebenheiten als Deutschland. Dort wächst die Bevölkerung. Wichtig ist: Wachstumsprozesse ereignen sich weltweit nicht gleichzeitig, sondern in unterschiedlichen Zeiträumen. So gibt es immer Raum für internationale Kapitalströme. Aber auch in einer geschlossenen Volkswirtschaft würde das von der Studie Unterstellte nicht unbedingt greifen: wenn eine Gesellschaft zunächst in hochproduktive Arbeitsplätze investiert, kann sie die Investitionen zu einem späteren Zeitpunkt zugunsten der Konsumfinanzierung zurückfahren.

DAS INVESTMENT.com:
Nehmen wir das Beispiel USA. Zeigen die aktuellen Erfahrungen aus der Finanzkrise nicht, dass bei der privaten Altersvorsorge die Überwälzung der Risiken für Sparer stark nach hinten losgehen kann?

Schwark: In den USA wird zu Recht intensiv diskutiert, ob es richtig war, den Schwerpunkt von Pensionsfonds und Altersvorsorge auf aktienlastige Anlagen zu legen. Da wirkt sich die Krise doppelt nachteilig aus: Diejenigen, die aufgrund niedriger Kursstände ihren Ruhestand verschieben, müssen dies in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit tun. Aber das US-Altersvorsorgesystem ist nicht mit dem deutschen vergleichbar. Die bei unseren Mitgliedern geführten Verträge sind zu über 85 Prozent klassische Lebens- und Rentenversicherungen mit Garantieverzinsung. Bei  Fondspolicen sind ebenfalls vielfach Garantieelemente implementiert. Bei der privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge geht es nicht um das Ob, sondern um das Wie.
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