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Gefährlicher Krisenjournalismus – und wann ich bei Aktien zugreife

Uwe Zimmer, Meridio Vermögensverwaltung
Uwe Zimmer, Meridio Vermögensverwaltung
Ende des Jahres 1999 waren in den USA alle Survival-Kits für das Leben im Wald ausverkauft. Die Geschichte mit dem Weltuntergang, wenn die Computer aufs Jahr 2000 umspringen und die Flugzeuge abstürzen, hatte viele in Panik versetzt. Selbst der Modeschöpfer Armani hatte seinerzeit das Ende der Welt prophezeit – er hat sich dann später für den Unsinn entschuldigt.

Ende 2008 telefonierte ich mit einem Freund in Shanghai und frage ihn: Wie wirkt sich die Krise bei Euch aus? Antwort: Gar nicht, hier merken wir nichts, Business as usual! Warum denn das? Weil es in China verboten ist, in den Medien über die Finanzkrise zu berichten, das würde die Leute nur nervös machen. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

In Deutschland erlaubte sich der Sender n-tv anonym einen Menschen zu zeigen, der in einem Bunker Lebensmittel und Haushaltswaren für den nächsten Weltkrieg gelagert hatte. Warum? Weil der Zahlungsverkehr unter den Banken zum Erliegen kommen würde – und dann kann Aldi keine Ware mehr bezahlen und hat folglich auch nichts mehr in den Läden. Ist doch klar. Warum lässt sich n-tv auf so etwas ein??

Risiko einer sich selbst erfüllenden Prohezeihung

Das sind nur drei Beispiele von Krisenjournalismus. Unklar ist, warum die Medien (TV, Online und Print) sich unbedingt permanent mit ihrer Berichterstattung über das mögliche Chaos und den kommenden Weltuntergang überbieten müssen und damit quasi das Risiko einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung eingehen.

Zugegeben, Politiker sind da manchmal auch nicht diplomatischer – Bundeskanzlerin Merkel erklärte, die Spareinlagen sind sicher – waren sie vorher unsicher? Jeder weiß, dass der Feuerwehrfonds nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Noch mal – ich halte es für unverantwortlich, wie die Medien in Europa, speziell in Deutschland, mit der Angst und Sensationsgier der Menschen spielen. Der Deutsche hortet tonnenweise Gold, aus Angst, wir bekommen Nachkriegsverhältnisse. In welcher Welt leben wir denn hier? Das kann wirklich nur durch einen Krieg passieren.

Warten Goldbesitzer auf den Krieg?

Meines Erachtens sind wir davon weit entfernt. Oder glaubt wirklich jemand an Krieg in Europa? Wenn nicht, sollten sich die Goldbesitzer damit anfreunden, dass sie ihrem Wunschtraum „Immerhin kann ich mein Brot und die Wurst mit Goldspänen oder Ein-Gramm-Barren bezahlen“ nicht näher kommen werden.
Infostrecke: Die Schuldenkrise in Zahlen
Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, dass die Goldbesitzer geradezu darauf warten, dass ein Krieg ausbricht, damit sie allen zeigen könne, dass sie es immer schon gewusst haben, dass alles den Bach runter geht. Was für ein Schwachsinn.

Das größte Problem ist sicherlich die Verschuldung der USA. Dagegen sind die PIIGS-Staaten fast ein Witz, aber viel näher an uns dran. Vergangene Woche sah ich mit meinen 15-jährigen  Sohn Nachrichten. Da fiel dann die Zahl 14 Billionen Dollar Schulden in den USA. Er schaute mich an und fragte: wie sollen die das denn jemals zurück bezahlen? Gute Frage, sagte ich…

Schwacher Dollar und Inflation als Ausweg

Es gibt nur eine Chance, die Wirtschaft zu sanieren und die Schulden abzubauen: schwacher Dollar und Inflation. Vielleicht kann man die Inflation eindämmen, aber der Dollar muss fallen. Es ist die einzige Möglichkeit, Importe uninteressant zu machen und Exporte und Binnenwirtschaft zu fördern.
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