Geldpolitik 2 Forderungen an die weltweit wichtigsten Notenbanken
Gleichwohl finden die Maßnahmen der Notenbanken nicht im luftleeren Raum statt, sie sind eingebunden in breitere wirtschaftliche und politische Gesamtzusammenhänge. In den USA stellt sich die Frage, inwiefern eine straffere Fed-Politik zu einer weiteren Dollar-Aufwertung führt und damit die wirtschaftspolitische Agenda der Trump-Administration möglicherweise konterkariert.
Streit scheint vorprogrammiert. Vor dem Hintergrund einer umfangreichen Umbesetzung des entscheidenden Offenmarktkommittees hat Trump in dieser Hinsicht durchaus einen Hebel, um auf den künftigen Kurs der eigentlich unabhängigen Fed indirekt Einfluss zu nehmen.
Eingeschränkter Handlungsspielraum
In der Eurozone ist der Handlungsspielraum etwas enger – das liegt nicht nur daran, dass der konjunkturelle Aufschwung von einer negativen politischen Entwicklung im Zuge der Wahlen in Frankreich, Deutschland oder den Niederlanden beschädigt werden könnte. Zudem müssen hier die Notenbanker zwar auf der einen Seite den aufgehellten wirtschaftlichen Aussichten nebst höherer Inflation Rechnung tragen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Auf der anderen Seite aber sollten die geldpolitischen Entscheidungen die Schuldentragfähigkeit der Sorgenkinder im Währungsraum – derzeit allen voran Italien – nicht weiter einschränken. Hinzu kommt: Der EZB geht das erwerbsfähige Material aus. Behält sie ihr aktuelles Kauftempo bei, stößt sie spätestens Mitte 2018 an die Grenzen dessen, was ihr der Europäische Gerichtshof erlaubt hat. Es spricht also viel dafür, dass das Pendel bald auch hier eher in Richtung eines vorsichtigen Zurückfahrens der geldpolitischen Unterstützung ausschlägt.
Nur bedingt eine schlechte Nachricht
Das ist nur bedingt eine schlechte Nachricht. Immerhin hat sich für die Zentralbanken ein Entscheidungsspielraum eröffnet, der sich noch vor einem halben Jahr kaum abgezeichnet hat. Anders ausgedrückt: Eine Grundvoraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Wirtschaft und damit der Kapitalmärkte ist mit der konjunkturellen Gesundung gegeben.
Die Notenbanken müssen sich nun der Aufgabe widmen, diese Pflanze nicht zu stark zu stutzen, ohne sie unkontrolliert wuchern zu lassen. Die Chancen dafür stehen im Frühling 2017 so gut wie lange nicht mehr.