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Aktualisiert am 06.04.2020 - 16:31 Uhrin Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 2 Minuten
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Geldpolitik So wirken sich die EZB-Anleihekäufe auf die Finanzmärkte aus

Am 22. Januar 2015 verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) die bisher spektakulärste geldpolitische Maßnahme in der Historie der europäischen Währungsunion. Mit der Entscheidung, ein „erweitertes Anleiheankaufprogramm“ auf den Weg zu bringen, schrieb die Zentralbank nicht nur Geschichte, sondern beschloss gleichzeitig einen immensen direkten Eingriff in die Rentenmärkte der Eurozone.

Bis Ende August des laufenden Jahres hat die EZB im Rahmen des Ankaufprogramms bereits Staats- und Unternehmensanleihen sowie Anleihen anderer Emittenten im Wert von mehr als 2 Billionen Euro gekauft. Bis Jahresende wird diese Zahl noch weiter klettern. Die Auswirkungen der Ankäufe sind massiv. Nicht nur die Rentenmärkte sind betroffen, sondern indirekt auch Aktien-, Rohstoff- und Devisenmärkte.

Einflüsse auf Anleihemärkte sind schwer quantifizierbar

Eine genaue Quantifizierung der Auswirkungen der Ankäufe ist allerdings keine triviale Aufgabe, da sich der Effekt der Ankäufe nicht von anderen Einflussgrößen wie der Zinspolitik isolieren lässt. Dennoch gab es bereits zahlreiche Versuche, insbesondere die Auswirkungen auf die Renditen von europäischen Staats- und Unternehmen abzuschätzen.

„Die meisten Untersuchungen fußen auf sogenannten Event-Analysen, welche Marktbewegungen um den Ankündigungs- und Startzeitpunkt des Anleihekaufprogramms herum untersucht haben. Es gibt jedoch auch Studien, welche die Differenz vom Zinsniveau nach Eingreifen der EZB von einem fundamental „fairen“ Zinsniveau berechnen und diese als Anhaltspunkt nehmen.

Eine dieser Analysen seitens der EZB selbst zeigt, dass das Anleiheankaufprogramm der Zentralbank zwischen Juni 2014 und Oktober 2015 – also rund ein halbes Jahr nach Beginn des Programms – die gewichtete durchschnittliche 10-Jahres-Staatsanleiherendite um 63 Basispunkte reduziert hat. Die Renditen von Staaten mit schwächerer Bonität gaben stärker nach als die Renditen deutscher Bundesanleihen.

Die nachfolgende Grafik zeigt den geschätzten Renditerückgang europäischer Staatsanleihen:

Den größten Effekt maß die EZB zwischen September 2014 und Februar 2015, also noch vor Beginn des Kaufprogramms. Dass der Ankündigungseffekt größer gewesen ist als der Markteinfluss der tatsächlichen Käufe, bestätigen auch andere Studien der EZB.

Den Effekt auf die Renditen der Staatsanleihen, der durch den eigentlichen Kauf der Anleihen ausgelöst wurde, wird im Durchschnitt nur auf etwa sieben Basispunkte geschätzt. Die Erfahrung zeigt zudem, dass dieser „Flow-Effekt“ zudem jeweils nur von kurzer Dauer gewesen ist.

Unter dem Strich ergibt sich somit, dass nicht nur die deutschen Bundrenditen als Referenzgröße für den europäischen Rentenmarkt, sondern auch die Risikoprämien der anderen Eurozonenstaaten durch das Ankaufprogramm der EZB nach unten verzerrt sind. Die vor dem Eingreifen der Notenbank in der Regel zu beobachtende negative Korrelation zwischen Risikoprämien und Renditen wurde durch das QE-Programm entsprechend außer Kraft gesetzt.

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