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Aktualisiert am 23.10.2017 - 10:52 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Geldpolitik „Tapering der EZB lässt noch länger auf sich warten“

Andrea Ianelli, Investment-Direktor Fixed Income bei Fidelity International

Nach der Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass die Notenbank schon bald mit dem „Tapering“ beginnt – also ihre Anleihekäufe merklich reduziert. Allerdings: Mehrere Faktoren sprechen gegen dieses Szenario. Es ist wahrscheinlich, dass das Tapering länger auf sich warten lässt, als viele Beobachter im Moment denken.

Zwar ist das Wirtschaftswachstum in der Eurozone zuletzt merklich angestiegen. Dies könnte für die EZB ein Anlass sein, ihr Anleihekaufprogramm, das die Wirtschaft in den Euro-Ländern ankurbeln soll, zurückzufahren. Doch EZB-Präsident Mario Draghi schlug in Bezug auf die Inflation im Juli vorsichtigere Töne an als zuvor.

Und das stagnierende Lohnniveau gilt als Signal, dass sich an dieser Situation so schnell nichts ändern wird. Damit bleibt dieniedrige Inflation die Hauptsorge des EZB-Rates. In Bezug auf das Tapering folgt daraus: Die Zentralbank wird nicht ohne Not riskieren, die Inflation noch weiter zu drücken, indem sie ihr Anleihekaufprogramm zurückfährt.

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Dennoch wird sich Draghi wohl spätestens bei der EZB-Ratssitzung am 26. Oktober zum Tapering äußern. Doch selbst wenn die EZB im Herbst beginnt, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, wird sie es sehr vorsichtig tun. Ohnehin wird eine mögliche Änderung frühestens nach dem Jahreswechsel in Kraft treten. Und sicher ist: Die EZB wird im kommenden Jahr weiter eine große Rolle auf dem Markt für europäische Staatsanleihen spielen und dafür sorgen, dass die Renditen niedrig bleiben.

Im Moment sind europäische Staatsanleihen fair bewertet: Es besteht weder ein Grund, sie zu verkaufen, noch, Positionen aufzustocken. Erst wenn sich abzeichnet, dass die Renditen steigen dürften, könnte wieder verstärkt in dieses Marktsegment investiert werden. Derweil könnten Anleihen aus der Euro-Peripherie in den kommenden Monaten davon profitieren, dass die Volatilität gering ist, andere Renditequellen rar sind und politische Risiken momentan überschaubar erscheinen.

In Großbritannien andere Situation 

In Großbritannien zeigt sich eine andere Situation als in der Eurozone. Die Bank of England ist mit einer hohen Inflation konfrontiert. Obwohl das Land noch mehr als ein Jahr Zeit hat, einen Brexit-Deal mit der Europäischen Union (EU) auszuhandeln, wirkt sich der anstehende Austritt aus der EU bereits negativ auf die Wirtschaft aus.

So sinken die Investitionen der Unternehmen, und fallende Realeinkommen bremsen den privaten Konsum. Dennoch wird die Bank of England die Zinsen zunächst unverändert lassen – vor allem wegen der noch bestehenden politischen Unsicherheit. Für britische Staatsanleihen bedeutet das: Sie dürften sich in den kommenden Monaten als solide Anlage erweisen. 

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