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Georg Graf von Wallwitz Der Brexit und die Börse: „Nestlé wird weiterhin Müsli verkaufen“

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Wie weh tut es wirklich?

Schmerzhaft wird es für jeden, der aus London heraus in Europa Waren oder Dienstleistungen anbietet. Das gilt insbesondere für angelsächsische Banken und Versicherungen, aber auch für Luftfahrtgesellschaften oder Anwaltssozietäten. Nicht umsonst hat London sich mit großer Mehrheit für den Verbleib in der EU ausgesprochen.

Andererseits macht es das billige Pfund für Firmen, die im UK für einen weltweiten Markt produzieren, einfacher. Pharmafirmen oder Industrieunternehmen wie Rolls Royce, die in Dollar abrechnen, sind plötzlich in einer komfortableren Situation. Die Gewinne englischer Unternehmen mögen um 10 Prozent zurückgehen, die Gewinne der EU-Unternehmen um vielleicht 5 Prozent. Unschön, aber kein Untergang.

Generell lässt sich aber festhalten: Es handelt sich in erster Linie um eine politische Krise, nicht um eine ökonomische. Die Lehman-Pleite oder die Euro-Schuldenkrise waren ökonomisch ungleich bedeutender.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Die Märkte bilden solche Schocks sehr schnell ab, und bleiben heute realistisch. Das Pfund ist erheblich gefallen, aber bei weitem nicht so weit wie manche Pessimisten es vorhergesehen haben. Der Dax notiert derzeit auf dem Niveau vom letzten Freitag, hat also lediglich die Gewinne von vier guten Handelstagen wieder aufgegeben. Englische Aktien sind nur dreieinhalb Prozent im Minus (in Pfund gerechnet). Der Euro ist gegenüber dem Dollar schwach, aber gegenüber seinem Kurs vom Jahresanfang noch deutlich im Plus.

Die Finanzmärkte bewerten die großen Aktienindices nun irgendwo zwischen niedrig (Kurs-Gewinn-Verhältnis für den DAX: 12) und durchschnittlich (Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Dow-Jones-Index: 16). Eine große Katastrophe ist nicht eingepreist, sondern eher eine irgendwie geregelte Trennung mit vielen Kompromissen, wie sie auf europäischer Ebene zu erwarten sind.

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