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Geschlossene Fonds: „Im mittleren Segment wird es schwierig“

Oliver Porr
Oliver Porr
DAS INVESTMENT.com: Der VGF meldet, dass 2012 die Platzierung gegenüber dem Vorjahr noch mal um rund ein Viertel eingebrochen ist. Ein Schock?

Oliver Porr: Nein, diese ernüchternde Bilanz hat sich über das Jahr hinweg abgezeichnet, und die gesamtwirtschaftliche Lage und die Wirren um die Regulierung unserer Branche trugen ihren Teil dazu bei. Wir nehmen in diesen Tagen aber auch eine Botschaft wahr: Unsere Branche hat wieder Lust auf Zukunft...

DAS INVESTMENT.com: ... die viele Initiatoren in Zielgruppen wie institutionellen Anlegern sehen. Bringen diese mehr Transparenz in den Markt?

Porr: Nicht unbedingt. Profi-Investoren wollen in der Regel nicht im Rampenlicht stehen. Gab es vorher durch den Publikumsmarkt ein Transparenzinteresse, regiert dort eher das Diskretionsinteresse. Und sie wollen anders kommunizieren. Ja, Sales-Storys funktionieren da weniger. Professionelle Anleger sind beim Informationsbedarf in der Regel weitaus anspruchsvoller als Privatkunden, sie grillen einen Anbieter nach allen Regeln der Kunst. Da wird nicht zuletzt die Struktur eines Emissionshauses zum Verkaufsargument. Aber ich glaube auch, dass der Privatanleger zurückkommen wird.

DAS INVESTMENT.com: Was wird aus den kleinen Anbietern?

Porr: Es könnte sich eine ähnliche Spreizung wie in anderen Märkten ergeben. Mit größeren Häusern, die über ihre Personalausstattung und Professionalität mehrere Asset-Klassen abdecken können. Und erfolgreichen kleineren Boutiquen, die spezielles Know-how mitbringen. Nehmen wir etwa die Vermögensverwalter im Wertpapierbereich, die sich gut gegen die großen Player behaupten. Oder die Mobiltelefonie: Da gibt es Massenanbieter, aber auch eine Nachfrage für teure Vertu-Handys mit Rundum-Sorglos- Paket. Im mittleren Segment dürfte es wie im Consumer-Geschäft allgemein nicht ganz leicht werden.

DAS INVESTMENT.com: Markterhebungen belegen noch starke Defizite bei der AIFM-Umsetzung.

Porr: So manches Emissionshaus hat sicherlich die Tragweite der Regulierung zu lange negiert. Auch ist die Strategie, zunächst als kleiner Anbieter von weniger strengen Regeln zu profitieren, nicht dauerhaft zukunftsfähig. Sobald man die Schwelle von 100 Millionen Euro an verwaltetem Volumen überschreitet, wirkt die volle Wucht des Gesetzes. Andererseits: Wer zu früh angefangen hat, sich auf die neue Welt einzustellen, hatte auch keinen Marktvorteil, da sich vieles während des Prozesses noch änderte.

DAS INVESTMENT.com: Passt der Name VGF in die neue Welt?

Porr: Wir diskutieren darüber. Doch eines ist klar: Die drei Buchstaben stehen für einen Verband, der in Sachen Qualitätsstandards Maßstäbe gesetzt hat. Und wer denkt heute bei IBM noch an das Kürzel für die International Business Machines Corporation?  


Über die Person: Oliver Porr, Jahrgang 1961, ist Geschäftsführer des Münchner Emissionshauses LHI Leasing. Der gelernte Steuer-Jurist ist seit 2008 zudem Vorstandsvorsitzender des VGF (Verband Geschlossene Fonds)  

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