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Aktualisiert am 27.10.2010 - 17:22 UhrLesedauer: 5 Minuten

Geschlossene Fonds: Wohin die Kröten wandern

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Und für die Liquiditätsreserve: Diese beträgt 301.507 Euro und dient laut Prospekt zum Ausgleich unterjähriger Liquiditätsschwankungen beziehungsweise steht für unvorhergesehene Aufwendungen zur Verfügung. Liest man den Prospekt detailliert, fällt auf, dass die Liquiditätsreserve in der Prognoserechnung bis auf 16.666 Euro abgebaut wird. Das heißt, die Differenz der vom Anlegergeld abgezwackten Liquiditätsreserve fließt in Form von Ausschüttungssubventionierungen an den Anleger wieder zurück. Bei einem 10-Millionen-Euro-Fonds sind 16.666 Euro als Notgroschen nicht gerade üppig. Genau lesen sollte man auch dieses Angebot: Ein Zweitmarkt-Dachfonds mit reduzierten Weichkosten investiert laut Prospekt 86,48 Prozent in Zielfonds aus dem Schiffsbereich. Für die Eigenkapitalvermittlung sind nur zehn Prozent des Fondsvolumens als Provision kalkuliert (inklusive Agio). Zum Vergleich: Der gleiche Anbieter hat gleichzeitig sein klassisches Konzept im Vertrieb: 79,28 Prozent fließen in Zielfonds und für die Vermittlungsprovision sind 17,86 Prozent verplant. Da fällt die Wahl auf den ersten Blick leicht, weil der Vorteil in der Substanzquote mit 7,2 Prozent deutlich ausfällt. Doch der zweite Blick verrät, dass beim „Rabatt-Fonds“ im Kaufpreis sechs bis acht Prozent Erwerbsnebenkosten und eine Liquiditätsreserve in Höhe von drei Prozent enthalten sind. Rechnet man durchschnittlich sieben Prozent Erwerbskosten und die Liquiditätsreserve heraus, bleibt ein nackter Substanzwert in Höhe von 77,83 Prozent. Beim klassischen Fonds sind nur 5 Prozent Erwerbsnebenkosten und keine Liquiditätsreserve genannt. Dort liegt der Substanzwert somit bei 75,33 Prozent. Der Substanzquoten-Vorteil verringert sich auf 2,5 Prozent. In der Betriebsphase findet darüber hinaus beim Rabatt-Fonds ein Profit-Sharing statt.

Nach Erreichen einer Ausschüttungs-Hurdle-Rate erhält eine Gesellschaft des Initiators 20 Prozent der Ausschüttungen und die Anleger nur noch 80 Prozent. Die 20 Prozent können mit dem Vertrieb geteilt werden, was so im Prospekt aber nicht erwähnt wird. In dieser Art finden sich in großer Anzahl Fallstricke in den Prospekten geschlossener Fonds. Im nebligen Grau des Beteiligungsmarktes muss man stochern. Deshalb heißt es vor allem für Vermittler  „Augen auf im Prospekt-Lese-Verkehr“. Wobei man bei Substanzwerten von unter 80 Prozent grundsätzlich nach Alternativen ab 85 Prozent aufwärts suchen sollte. Denn je niedriger der Investitionsgrad, desto schwerer fällt es dem Investitionsgegenstand, den Ertrag für 100 Prozent Kapital zu erwirtschaften. 
Der Autor Hans-Peter Walter-Kugler ist Vermögensberater und Geschäftsführer der Fazit GmbH in Altusried (www.fazitonline.de).

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